Sonntag, 15.01.2006 | Sicher verwahrt

Sicher verwahrt

Vor der ehemaligen Brauerei Seidner am Ansitz Köstlan befindet sich eine große Wiese mit einem Teich, der besonders im Winter zugefroren eine beliebte Spielfläche ist. Nun haben die Eigentümer das Grundstück umzäunt und mit dem Spielen und Eislaufen ist Schluss, was zu einiger Aufregung in der Nachbarschaft geführt hat.

Der Ansitz Köstlan geht auf das 13.Jht. zurück, war im 17. Jht. Wohnhaus des Weihbischofs Jesse Perkhofer, der es zum Renaissance- Schloss umbaute. 1853 erwarb die Familie Seidner den Ansitz und baute 1880 daneben eine Brauerei, die bis 1924 bestand. Ab 1936 fertigte die Durst dort optische Instrumente bis 1995 alles einer Wohnnutzung zugeführt wurde. Vor der Brauerei wurde ein kleiner Teich angelegt, in dem die Holzfässer vor der Abfüllung mit Bier quellen konnten um dicht zu sein. Der Teich befindet sich in einer großen Wiese, Teil der zum Ansitz Köstlan ehemals gehörigen Kammerhube und ist Privatbesitz.
Da das Grundstück jahrelang nicht eingezäunt war, spielten die Kinder der Umgebung häufig dort und bei zugefrorenem Teich herrschte im Winter lebhaftes Treiben der Schlittschuhläufer. Die Eigentümer des Grundstückes nahmen das lange hin obgleich sie mit den unerfreulichen Hinterlassenschaften der Besucher oft genug viel zu tun hatten – vom Hundekot bis zur Plastikflasche bot sich ein nicht immer appetitliches Sammelsurium. Nun haben sie es im Dezember schließlich eingezäunt und es ist aus mit der Spielerei auf einem reizvollen Privatgrund. Dafür kann man nicht nur wegen der ständigen Reinigungsarbeiten Verständnis haben. Auch die Haftungsfrage ist für die Eigentümer brisant. Was ist wenn im Wasser oder auf dem Eis ein Kind verunglückt? Die vorsichtshalber aufgestellten Schilder „Privatgrund, betreten verboten“ wurden nicht beachtet und sogar häufig zerstört. Also kein Wunder, dass die Besitzer vorbeugend ihren Grund eingezäunt haben, mit einem grünen Maschendrahtzaun, der den ehemals natürlichen Eindruck der Wiese beeinträchtigt.
Große Aufregung bei den Nachbarn, Kindern und allen, die sich dort bisher am Teich vergnügten. Aber niemand kam bisher auf die Idee, einmal mit den Grundbesitzern zu sprechen und nach einer Lösung zu suchen. Vielmehr wurde an den „Brixner“ die Bitte herangetragen darüber kritisch zu berichten. Wir tun das eigentlich ungern, weil es nicht die Aufgabe einer Zeitung sein kann, sich in die Privatangelegenheiten von Grundstücksbesitzern einzumischen. Wir tun es aber dennoch – wenn auch nicht kritisch sondern vermittelnd -, weil wir der Ansicht sind, das es sich um einen besonders schönen Fleck in Brixen handelt, der mit seinem Teich und den Kirschbäumen drumherum eine Idylle darstellt, die erhalten werden müsste und wenn möglich zugänglich gemacht werden sollte. Lösungen dafür können natürlich nur im Einvernehmen mit den Besitzern gefunden werden, die sich sicher vernünftigen Argumenten nicht verschließen werden. Vielleicht doch eine Aufgabe der Gemeindeverwaltung im Rahmen der anstehenden Beschlüsse über die Festlegung des Ensembles Köstlan?

Andreas Gottlieb Hempel
15.01.2006
(448 Wörter / 3050 Zeichen mit Zwischenräumen)



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Andreas Gottlieb Hempel
Prof. Dipl.-Ing. Architekt & Publizist
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