Mittwoch, 18.07.2007 | Auf die Personen kommt es an

Baukultur kann nur entstehen, wenn ihr der Boden bereitet wird. Dafür sind neben den gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Voraussetzungen immer einzelne Persönlichkeiten verantwortlich. In Südtirol ist der Ressortdirektor Dr. Arch. Josef March ein Pionier für die moderne Baukultur.

Jahrzehntelang führte die architektonische Moderne in Südtirol ein Schattendasein. Einzelne Architekten wie Clemens Holzmeister, Luis Welzenbacher und Othmar Barth waren einsame Rufer in der Wüste architektonischer Durchschnittlichkeit. Die Hintergründe sind in der politischen Entwicklung Südtirols nach dem Ersten Weltkrieg zu suchen. Der italienische razionalismo auf den Spuren des deutschen Bauhausge-dankens stieß auch in seinen besten Beispielen als „Besatzerarchitektur“ auf Ableh-nung bei der deutschsprachigen Bevölkerung. Während in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg andere europäische Regionen Ziele des architektonischen Tou-rismus wurden, blieb Südtirol – zwar reich an geschichtlichen Zeugen hoher Baukul-tur – ein Mauerblümchen der modernen Architektur.
Im Bauboom der letzten Jahrzehnte konnten inmitten der üblichen baulichen Belie-bigkeiten doch eine hohe Zahl guter Architektur verwirklicht werden, die auch über die Grenzen Südtirols hinaus beachtet werden. Man kann sogar von einem Durch-bruch sprechen, wenn man die Prämierungen in Oderzo, die Sextener Architekturta-ge, die Ausstellung „Neue Architektur in Südtirol 2000-2006“ und die Veröffentlichun-gen in Architekturzeitschriften betrachtet. Architekten wie Walter Angonese, Chris-toph Mayr-Fingerle, Luigi Scolari und Georg Klotzner trugen mit ihren Publikationen dazu bei. Auch in Südtirol selbst hat eine lebhafte Diskussion über Architektur be-gonnen. Baukultur wird zunehmend zu einem wichtigen Teil der Kulturszene.
Dass die Bedingungen für Architektur in Südtirol verbessert wurden ist vor allem dem Ressortdirektor Hochbau der Autonomen Provinz Bozen, Dr. Arch. Josef March, zu verdanken. Selber Architekt hat er eigene Entwurfsambitionen zurückgestellt und sich für Qualität im öffentlichen Bauen eingesetzt. Die Kreativität der Architekten for-dert er vor allem über Architekturwettbewerbe ein. Zunächst auf Südtirol beschränkt, danach europaweit konnten Architekten an Wettbewerben für Projekte des Landes teilnehmen. Vor allem der jungen Architektengeneration wurde dadurch die Chance geboten sich zu profilieren. Zur Zeit lässt Dr. March die Architekten in einer Seminar-reihe zu Wort kommen. In bisher drei Seminaren (im Dezember 2006, im März und Juli 2007 in Brixen) stellten nicht nur die „Altmeister“ wie Arnold Gapp, Zeno Abram und Georg Klotzner ihre Bauten vor sondern zahlreiche junge Teams wie „feld72“, „S.O.F.A“, „CDM“ und „AllesWirdGut“ konnten sich mit äußerst interessanten Beiträ-gen präsentieren.
Die gut besuchten Seminare vermitteln nicht nur der Öffentlichkeit den Unterschied zwischen bloßem Bauen und qualitätsvoller Architektur - sie sind damit ein wichtiger Beitrag zur baukulturellen Bildung - sondern zeigen, dass sich der Nachzügler im modernen Bauen, Südtirol, keineswegs mehr verstecken braucht. Schon finden Fachstudienreisen zu den neuen Bauten in Südtirol statt.. Noch viel wichtiger ist a-ber, dass durch die Förderung guter neuer Architektur die Tradition der Baukultur in Südtirol auch in unserer Zeit fortgeführt wird. Dies ist nicht zuletzt das Ergebnis der Arbeit von Persönlichkeiten wie Dr. Josef March, dem wir neben dem Dank für das Erreichte weiter eine gute Hand für die Sache der Architektur wünschen.

Andreas Gottlieb Hempel



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Andreas Gottlieb Hempel
Prof. Dipl.-Ing. Architekt & Publizist
Otto von Guggenberg Str. 46   I-39042 Brixen (BZ)   Italien
Tel Studio 0039-0472-836317   mobil 0039-349-7969334
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