Freitag, 14.12.2007 | Schon beschlossene Sache verschlafen?

Worte können ganz schön verräterisch sein: Der Brixner Stadtrat Franz Stockner sagt zum geplanten Hotelbau auf den Kojawiesen, es sei zwar noch gar nichts be-schlossen, aber in zwei bis drei Jahren könnte das 200 Betten-Luxus-Wellness-Hotel der Grödner Brüder Sanoner schon stehen. Wir gratulieren zu einer derart kurzen Bauzeit! Aber wahrscheinlich liegen die Pläne wie üblich schon längst in der Schub-lade. So verschlafen wie es Stockner hinstellt scheint St. Andrä nun doch nicht zu sein. Vielleicht nur beschaulich, denn die einmalig schöne Mittelgebirgslandschaft zwischen Karnol, St. Andrä, Mellaun und Klerant mit den kunsthistorisch wertvollen gotischen Kirchen in den noch weitgehend intakten Streusiedlungen ist bislang von den üblichen Hotelkästen im Alpinkitsch verschont geblieben. Dafür besteht eine ei-gene lebendige Gastlichkeit mit kleinen Hotels und Ferienapartments mit Gästen die gerade deren persönliche Atmosphäre inmitten einer noch nicht mit Großbauten, Gästeanimation, Wellness und Events ungestörten Landschaft. Hier ist Südtirol noch „Wellness“ genug. Es fehlt nicht an gepflegten Wanderwegen, der Verkehr ist noch erträglich und für die Skifahrer gibt es die Plose. Die mangelhafte Auslastung der Seilbahn wird jedoch beklagt und Hotelbetten gefordert, die dann aber direkt an der Talstation liegen sollten und nicht kilometerweit davon entfernt, damit die Gäste wie-der mit den Autos anfahren müssen. Stadtrat Stockner ist schon mal für den giganti-schen Hotelneubau wenn es keine Argumente dagegen gäbe – aber bitte, welche Argumente gibt es denn derzeit dafür? Noch arbeitet Brixen an seinem Leitbild, das auch die Zukunft der Plose umfassen soll. Wie wird die im Zeitalter der Klimaerwär-mung und des ausbleibenden Schnees aussehen? Welche anderen touristischen Konzepte werden angeboten damit ausreichend Gäste kommen? Alles Planungs- und Marketinggrundlagen, die für die Entscheidung für so eine große Hotelanlage erst einmal vorliegen müssten. Erst dann kann verantwortungsvoll geplant werden ohne die bestehenden nicht immer gut ausgelasteten Gastbetriebe einer gnadenlo-sen Konkurrenz auszusetzen und die bisherige Gästeschicht zu vertreiben – die kommen nämlich weil es da oben noch so beschaulich ist.

Andreas Gottlieb Hempel



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Andreas Gottlieb Hempel
Prof. Dipl.-Ing. Architekt & Publizist
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