Donnerstag, 03.01.2008 | MEINUNG: Die Nase noch nicht voll?

Die Feiertage haben es wieder gebracht! Der riesige Parkplatz an der Plose war ständig so überfüllt, dass die Fahrzeuge mit den Skisärgen auf den Dächern jeden freien Platz auf den umliegenden Wiesen und im Dorfkern von St. Andrä belegten. Ein blechernes Horrorszenario, nicht nur stehend sondern auch in ununterbrochener Schlange die Kurven zwischen Brixen und St. Andrä schneidend. Keine Rede mehr vom Feinstaub, Lärm und Abgasen solange die Kassen klingeln. Dafür aber die gra-tis fahrenden Skibusse halbleer. Kein Wunder, denn die Skifans benötigen das Auto zu Wechseln der nassen Kleider und als Ablage für die trampeligen Skiboots.
So war es nur logisch, dass auf der Bürgerversammlung in St. Andrä kurz vor Weih-nachten die Bewohner der Dörfer Klerant, Mellaun und St. Andrä den gleisnerischen Versprechungen des Grödner Hoteliers Klaus Sanoner (Hotel Adler) nicht so recht glauben wollten als er versicherte, dass die Gäste des von ihm auf den einsamen und vom Ploselift kilometerweit entfernten Kojawiesen geplanten 250-Betten-Fünfsterne-Hochpreishotels nur mit dem hoteleigenen Shuttle zum Lift gebracht wür-den. Da kennen wir vor allem unsere deutschen Gäste besser: Das stolze Vorführen des blitzblanken neuen Geländewagens bei solchen Gelegenheiten gehört mit zum primären Ferienglück!
Nicht nur deshalb sondern auch weil ein Hotelkasten dieser Größe den bisherigen Maßstab der dörflichen Streusiedlungen im Mittelgebirge über dem Brixner Becken den landschaftlichen Maßstab total sprengt und auch die vorhandene Infrastruktur (Wasser, Zufahrten) völlig unzureichend ist, hatten die Bürger bereits eine Unter-schriftensammlung gegen die Zerstörung der noch freien Landschaft eingeleitet und waren – bis auf die anwesenden SVP Funktionäre - eindeutig in der Versammlung gegen die Hotelpläne, die der Landtagsabgeordnete Hans Heiss dort als „isoliertes Inselprojekt“ bezeichnete, „das die Auslastungsprobleme der Plosebahn ohne ein umfassendes touristisches Konzept für die Plose nicht lösen kann“. Hier stellt sich wirklich die Frage, warum für den wirtschaftlichen Erfolg des privaten Betreibers der Plosebahn eine bisher noch geruhsame und intakte Erholungslandschaft für weiteren Massenbetrieb zwanghaft mit Hotelbetten gefüllt werden muss. Es ist ja durchaus denkbar, dass Bergbahnen als öffentliche Verkehrsmittel betrachtet werden können (siehe die Rittner Seilbahn) und vom Land in Zusammenarbeit mit der jeweiligen Gemeinde betrieben werden. Es sind ja nicht nur die geplanten Hotelbettenburgen eine Belastung sondern vor allem auch die Fahrzeuge derjenigen, die dann in den Betten liegen, das Hotel betreiben, anliefern, instandhalten usw. Diese etwa 250 Fahrzeuge hätten in den Feiertagen den Menschen da droben gerade noch gefehlt – die hatten die Nase eh schon voll, nicht nur vom Feinstaub!

Andreas Gottlieb Hempel



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Andreas Gottlieb Hempel
Prof. Dipl.-Ing. Architekt & Publizist
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