Zum Beitrag „Fast am Ziel?“ Brixner, Januar 2008 An welchem Ziel? Fragt sich der Leser. Am „Objekt der Begierde“ wie Sie so treffend schreiben? Wer die schöne weite Kojawiese in Obermellaun mit dem „Vorbild Adler Thermae“ in der Toskana vergleicht, dem wird schnell klar, dass hier nichts “sanft in die Landschaft“ integriert wird, wie Willy Vontavon jubelt, sondern ein ähnlich großer Kasten den Maßstab der Streusiedlungen im Mittelgebirge von St. Andrä zerstören wird. Wir sprechen uns wieder, wenn diese Architektur für die Schönen und Reichen einmal gebaut sein wird und wir sie gemeinsam von der anderen Talseite anschauen können. Ich bin gespannt, ob Sie dann Ihr positives Eintreten für die geplante Verbauung einer bisher „unberührten“ Landschaft nicht bereuen werden – wenn sie ehrlich sind und nicht nur denen das Wort reden, die unsere schöne Landschaft für ihre persönlichen Geschäfte zerstören wollen und Sie für Ihren servilen Beistand mit Inseraten belohnen. Auch der Bürgermeister der Selbst-Versorger-Partei SVP gibt schon heute zu, dass die Koja Wiesen ihr Aussehen maßgeblich verändern werden: „Dass es ein Opfer ist, brauchen wir nicht zu bestreiten.“ O-Ton Pürgstaller. Und für wen muss die immer mehr ramponierte Südtiroler Landschaft dieses Opfer bringen? Für Hoteliers, die den Hals nicht voll bekommen können. Für Liftbetreiber, die ihr Geschäft machen wollen oder schlecht wirtschaften. Für Bauern die ihre Wiesen verscherbeln. Das geplante Hotel für die 5 Sterne Schicki-Mickis wird eine abgeschlossene „Wellness“-Insel werden, von denen weder die Plose-Lift-Gesellschaft noch die Bürger von Mellaun und St. Andrä etwas haben werden – außer Baulärm, Dreck und noch mehr Autos, die da oben herumfahren – einmal abgesehen von einem neuen Alpin-Kitsch-Klotz in einer bisher ländlich erhaltenen Kulturlandschaft. Einer Idylle. Dazu kommt Wohnbedarf für die Hotelmitarbeiter und deren Familien, die sicher nicht alle aus St. Andrä kommen werden sondern wie gewöhnlich heute aus Slowenien, Tschechien usw. und die als Neubürger dort oben nicht sehr willkommen sein werden (als Nachbarn, als Kindergarten- u. Schulkinder) – also soziale Probleme obendrein!
Wir wollen einmal anders herum fragen: Warum fahren denn die Brixner nicht mehr auf die Plose?
Ganz einfach: Weil der Lift nicht mehr von Milland aus geht und man erst mal nach St. Andrä kurven muss, weil sowohl die Talstation als auch die Bergstation ein un-mögliches Chaos darstellen, sowohl ästhetisch, gastronomisch als auch funktionell, weil für Winterwanderungen keine bequemen Wegeverbindungen an der Bergstation bestehen, weil die 7 Hotelanlagen an der Skihütte wegen Trostlosigkeit, mangelndem Service und Gästen, die dieses Ambiente auch nicht so toll finden längst in „Residences“umgewandelt wurden, weil das Restaurant „Schlemmer“ dort den Charme einer Autobahnrastätte verströmt, weil der Schnee immer weniger wird und die Preise immer höher – alles Dinge die es anderswo (in Ratschings oder am Kronplatz etwa) besser, billiger und wirklich professionell für den Massenbetrieb (so man ihn will!) organisiert gibt.
Das alles hat nichts mit Betten zu tun, die angeblich gefüllt werden müssten um den Lift wirtschaftlich zu betreiben. Das hat vielmehr etwas mit dem teuren und energiefressenden Kunstschnee zu tun, den wir uns bald in unserer niederschlagsarmen Gegend um Brixen nicht mehr leisten können – Energiepreis pro Kubikmeter derzeit 3 Euro! Selbst die vorhandenen Hotels sind nicht hinreichend ausgenutzt - fragen Sie mal im Gasserhof, im Tyrol, in Valazza usw. nach! – was sollen da noch mehr leere Betten?
Könnten Sie, der Sie die Verbauung unserer Landschaft so befürworten das einmal einleuchtend erklären?
Und – was wäre so schlimm daran, wenn die Lifte eingestellt und abgebaut würden (wie am Brenner Hühnerspiel und Zirog) damit die Plose wieder ein unverdrahteter, natürlicher und „unberührter“ Berg wird, der er schon jahrhundertelang war? Davon geht die Welt nicht unter und auch dafür werden Gäste kommen, bessere Gäste als die heutigen Prollmassen und zwar diejenigen, die sich nichts aus dem Massenbe-trieb mit Musikberieselung und Jagertee-Saufgebrüll machen und ihren Gastgebern etwas von der verlorenen Identität und Selbstachtung zurückgäben.
In somma: Ihren Beitrag empfand ich als widerwärtige Stimmungsmache zugunsten der Geschäftemacher, Ihren Inserenten.
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