Dienstag, 10.06.2008 | Umbrien in Bozen

Paolo Tezzele hat im vergangenen Winterhalbjahr eine Reihe besonderer Themenverkostungen awechselnd in der Vinothek Gandolfi, Bozen und der Weingalerie Brixen organisiert. Neben
Bordeauxweinen und Cabernetkreszenzen blieb vor allem die eindrucksvolle – weil besonders
schwierige! - Gegenüberstellung von Schokolade und Wein in der geschmacklichen Erinnerung. Und zuletzt nun die Verbindung von Wein und Pecorino aus Umbrien, die wieder in der imposanten
Vinothek Gandolfi vorgestellt wurde. Durch seine vielfältigen Beziehungen gelang es Paolo Sig.
Andrea Domenicini aus Norcia zu gewinnen.

Andrea ist Spezialist für Pecorino, den er in halb Europa vertreibt. In seiner hochinteressante Einführung erläuterte er die Produktion dieses Käses und seine Reifung in Höhlen (grotte) bzw. Gruben
(fosse). Dabei entsteht durch Zugabe entsprechender Hefen entweder eine weiße oder eine schwarze Edelschimmelschicht als Kruste auf den Käselaiben, die mitverzehrt werden kann. Diese Edelpilz-schimmel tragen entscheidend zur Geschmackscharakteristik des Käses bei. Sie wird natürlich auch durch die Länge der Lagerzeit bestimmt, die in extremen Fällen in den fosse bis zu zehn Jahren betragen kann. Jungem Pecorino werden auch Trüffelstücke aus Norcia beigegeben – das ist jedoch Geschmackssache. Ebenso ist es Geschmackssache ob man den Pecorino mit den heute so modischen Chutneys verzehrt. Der Verfasser ist sich mit anderen einig, dass damit die eigentlichen Ge-schmacksnoten des Käse untergehen – ebenso wie übrigens auch die Feinheiten des dazu gereichten Weines.

Sieben Weine wurden zum Käse und Wurstsortiment aus Umbrien gereicht:

ein Orvieto classico amabile, Vallesanta DOC,
und ein Orvieto secco, beide 2006 vom Weingut Barberani, Orvieto (55ha/350.000 Fl.);
ein Rosso die Montefalco 2005 DOC
und ein Sagrantino (100%) di Montefalco 2003 DOCG von Perticaia (14ha/50.000 Fl.);
ein Sagrantino (100%) Montefalco 2003 DOCG, von Arnaldo Caprai (156ha/750.000Fl.);
ein Lago di CorbaraTurlò 2004 von Salviano (70ha/400.000 Fl.)
und als Höhepunkt ein Torgiano Rosso Rubesco Riserva 1987 DOCG von Lungarotti (310ha/2.900.000 Fl.)

Die Verkostung ergab, dass der Orvieto amabile besonders gut zum gereiften Pecorino passte, der Orvieto secco dagegen eine schwache Figur machte. Wunderbar harmonisch war der über 20 Jahre alte Rubesco von Lungarotti gereift, die bei den übrigen roten Weinen noch sehr dominierenden Tan-nine waren mild abgebaut und in die Würze und reife Frucht dieses großen DOCG Weines gut eingebunden. Während die trockenen Orvieto Classico aus Grecchetto- Trebbiano- Verdello- und Sauvig-nontrauben eine elegante Frische auch als Aperitif entwickeln können, so kommen die dunkelfarbigen und tanninreichen Roten aus Sagrantino und Sangiovesetrauben erst ab einer gewissen Reife und bei kräftigen Gerichten zur wirklichen Entfaltung ihrer Qualitäten. Kurzum – der Abend ergab einmal mehr, dass Rotwein nicht immer unabdingbar zum Käse gehört.

Andreas Gottlieb Hempel

 



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Andreas Gottlieb Hempel
Prof. Dipl.-Ing. Architekt & Publizist
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