Dienstag, 10.06.2008 | Bezirksgemeinschaft Eisacktal - 18. Januar 2008

Neue Gesichter im Bezirksrat und
Sinn und Unsinn von Schallschutzwänden

Die Bezirksgemeinschaft Eisacktal hatte zur ersten Sitzung des Bezirksrates im neuen Jahr am 18. Januar 2008 dringlich eingeladen. Auf der Tagesordnung stand die Vervollständigung des Bezirksrates mit der Überprüfung der Wählbarkeitsvorraussetzung der neuernannten Bezirksratsmitglieder. Durch die Koalitionsvereinbarung nach der letzten Gemeinderatswahl in Brixen waren nach zweieinhalb Jahren Amtszeit Claudio del Piero und Georg Mayrhofer als Vizepräsidenten zurückgetreten. Als deren Nachfolger in diesen Ämtern sind von der Gemeinde Brixen Francesco Bertoldi und Josef Unterrainer vorgeschlagen worden. Beide stellten sich vor und wurden in den Bezirksausschuss berufen.
Bezirksrat Klaus Vontavon stellte dazu den Antrag, der Bezirksrat möge sich noch in dieser Legislaturperiode damit beschäftigen, ob die Bezirksgemeinschaft wirklich zwei Vizepräsidenten benötige, andere Bezirksgemeinschaften Südtirols hätten je-weils nur einen Vizepräsidenten. Präsident Dr. Arthur Scheidle stellte fest, das da-durch keine Mehrkosten entstünden, da die Vizepräsidenten sich die Aufwandsent-schädigung teilen, sagte aber zu, diese Frage in einer der kommenden Sitzungen zu diskutieren.
Wegen der Neuwahlen in der Gemeinde Natz-Schabs wurden Assessor Johann Huber und Vizebürgermeister Florian Gasser in den Bezirksausschuss berufen. Der neue Bürgermeister Peter Gasser wurde neues Mitglied im Bezirksrat.
Nach diesen personellen Veränderungen sind die Aufgabenbereiche im Bezirksausschuss wie folgt verteilt:

Präsident Dr. Arthur Scheidle
Wirtschaft / Zivilschutz / Sanitätswesen / Interne Verwaltung / Personal / Interregionale Zusammenarbeit

Vizepräsident Josef Unterrainer
Abfallwirtschaft / Abwasserwirtschaft / Technischer Bereich / Verkehr
Josef Unterrainer leitet auch die Verkehrskommission Eisacktal – Wipptal

Vizepräsident Francesco Bertoldi
Finanzen / Vermögen / Übergemeindliche Dienste / EDV (neuer Bereich!)

Christine Psaier Kofler
Sozialdienste / Jugend / Frauen / Familien / Senioren

Dr. Franz Gruber
Schule / Kultur / Energie

Dr. Wilhelm Überbacher
Landschaftsschutz / Fahrradwege / Wanderwege

Johann Huber
Regionalentwicklung / Raumordnung / Öffentliche Arbeiten / Sport
Johann Ferdinand Gasser
Land- u. Forstwirtschaft / Viehwirtschaft / Trinkwasserversorgung

Die neuen Mitglieder im Bezirksrat, die alle langjährige Erfahrungen in der Veraltung und Gemeindepolitik haben, stellten sich kurz vor und sicherten den Bezirksräten ihren engagierten Arbeitseinsatz zu.

Im Anschluss an die Einsetzung der neuen Bezirksrats und Bezirksausschussmitg-lieder fand ein Vortrag von Dr. Ing. Georg Pichler, Amtsdirektor des Amtes für Luft und Lärm der Landesagentur für Umwelt zum Thema „ Lärmschutzmaßnahmen im Eisacktal“ statt. Präsident Dr. Arthur Scheidle begründete die Aktualität des Themas mit dem Hinweis auf fünf im Bau befindliche Lärmschutzmaßnahmen rund um Klausen, zwei an der Brenner-Staatsstraße, eine an der Straße ins Grödnertal und zwei im Bereich der Gleiskörper der Eisenbahnstrecke.
 
Dr. Pichler leitete seinen Vortrag mit der Darstellung von einigen schalltechnischen Grundlagen ein. Interessant waren dabei die Grenzen zur gesundheitlichen Schädigung durch Schall, der bis zur irreversiblen Lärmschwerhörigkeit und zu erhöhter Anfälligkeit für Herzinfarkte führen kann. Geräusche wie von z.B. einem Wasserfall, der die gleiche Intensität wie eine Autobahn haben kann, werden dabei individuell ganz unterschiedlich wahrgenommen und bewertet.
Die Lärmschutzwerte im Bereich der Eisenbahn werden in Südtirol grundsätzlich überschritten. Deshalb ist die Südtiroler Landesregierung mit der Italienischen Staatsbahn FS übereingekommen mit einem Betrag von 12 Mio. € etwa acht Kilome-ter Schallschutzwände entlang der Brennerbahn zu errichten. Betroffen sind die Orte Kurtinig, Leifers, Klausen, Brixen, Franzensfeste, Sterzing und Brenner.
Anhand von Lärmuntersuchungen wies Dr. Pichler nach, dass durch Schallschutz-wände die Lärmstörungen im Bereich der Erdgeschosszonen der an die Bahnlinie angrenzenden Gebäude deutlich reduziert werden können. Bereits ab dem ersten Stockwerk verschlechtern sich die Dämmwerte drastisch und sobald die Schallquelle optisch wahrgenommen werden kann ist von einer Lärmminderung nicht mehr die Rede. Vor allem lassen sich die Lärmemissionen an den Talhängen wie im Eisacktal überhaupt nicht durch Lärmschutzwände mildern.
In der anschließenden Diskussion werteten die Ratsmitglieder die Wirksamkeit von Schallschutzwänden als eher negativ und setzten sich dafür ein, dass der Lärm an der Schallquelle, nämlich dem Rollmaterial, wirkungsvoll bekämpft werden müsse.
Holzschwellen und gleichmäßig eingefahrene Geleise vermindern den Lärm erheb-lich. Die FS benutzt vor allem bei Güterzügen Rollmaterial, dass durch die Radbremsen ungleichmäßig ausgewuchtete Radreifen aufweist, welche der Hauptgrund für Lärmentstehung sind. Neue Waggons (z.B. Vinschgaubahn) haben Scheibenbremsen, welche den ruhigen Lauf der Räder nicht beeinträchtigen. Die Umrüstung alter Waggons auf diese Technik kostet etwa 4.000.- €/Waggon. Diese Maßnahmen erschienen den Ratsmietgliedern bei weitem sinnvoller als die wenig wirksamen hohen Ausgaben für die auch ästhetisch in der Landschaft Südtirols zweifelhaften Schallschutzwände. Einmütig wurde dazu aufgefordert politische Maßnahmen zu ergreifen um die FS dazu zu bringen, ihre Züge mit fortschrittlicher Technik auszurüsten.

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Andreas Gottlieb Hempel
Prof. Dipl.-Ing. Architekt & Publizist
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