Dienstag, 10.06.2008 | Tourismus auf neuen Wegen

Brixner 02 05/2008 - Bericht
Unter den konkurrierenden Ferienregionen kann heute nur noch das Besondere neue Gäste anziehen. Dazu gehört der „sanfte Tourismus.“ Die Bezirksgemeinschaft Eisacktal hat deshalb den Ausbau von Themenwegen in das Jahresprogramm 2008 aufgenommen.

Auf etwa 7000 Jahre schätzt man die Funde von Jagdwerkzeugen im Eisacktal - lange bevor die Menschen auf der Hochebene von Natz-Schabs und im Mittelgebirge unter der Plose sesshaft wurden (Laugener und Mellauner Kultur). Erst seit die Römer die im Alpenraum ansässigen Räter unterworfen hatten und einen sicheren Heeresweg nach Norden über den Brenner anlegten, gibt es schriftliche Dokumente über unsere Region. Später, im Mittelalter, wurde das Eisacktal der Weg für über sechzig Heereszügen der Deutschen Kaiser, die zur traditionellen Krönung durch den Pabst nach Rom zogen. Die Sicherung dieser Strecke wurde den Bischöfen von Brixen und Trient übertragen. Kaiser, Könige, Krieger, Kaufleute, Pilger und Handwerker zogen durch das Tal. Vor allem die Künstler und Architekten hinterließen großartige Zeugnisse europäischer Kunst und Baukultur im Eisacktal, in dem immer die verbindenden Wege und die Gastlichkeit gegenüber den Fremden wesentlich waren.

Die Bezirksgemeinschaft Eisacktal hat sich zusammen mit den betroffenen Gemeinden zur Aufgabe gemacht diese Kultur der alten Wege neu zu beleben und damit auch neue Wege im Tourismus einzuschlagen. Statt des überbordenden motorisierten Verkehrs sollen jene Gäste, die individuell Ruhe und das Besondere suchen, eine „sanfte“ Alternative vorfinden.

Das Projekt soll im Zeitraum mehrerer Jahre rund zehn Themenwege schaffen, die zu den Zeugen der Vergangenheit im Eisacktal führen. Sie werden überwiegend nicht neu angelegt sondern nehmen historische Wegeführungen auf, die zum Teil verfallen sind und zusammen mit Trockenmauern und anderen Merkmalen der Kulturlandschaft reaktiviert werden können. Neben der Aufmerksamkeit für die Geschichte und Kultur des Eisacktals wird mit diesen Maßnahmen wirtschaftlicher Nutzen aus dem Tourismus entstehen.

Es werden folgende Themenwege vorgeschlagen:

  1. Rundweg beim Biotop Raier Moos (Besiedlungsgeschichte und Lebensräume)
  2. Rundweg Elvas–Laugen (Laugener Kultur, Wald und Landwirtschaft)
  3. Pinazweg Brixen-Elvas (Alte Wege, Trockenmauern, Wasserführung)
  4. Natz-Schabs-Lüsen-Rodeneck-Viums (Rienzschlucht, Geologie, Kultur)
  5. Natz-Schabs-Rodeneck-Mühlbach (E-Wirtschaft, Kulturgeschichte)
  6. Albeins-Teis (Urpfarre Albeins, Teiser Kugeln)
  7. Albeins-Milland (Mellauner Kultur, Archäologie)
  8. Pfeffersberg-Sieben Kirchen-Weinweg (Kultur, Weinbau)
  9. Franzensfeste- Vahrn-Brixen (Geschichte, Geologie, Lebensräume)
  10. Brixen-Karlspromenade (Kreuzweg, Rienzschlucht, Andreas Hofer Brücke)
  • Unter der Projektleitung des Referenten im Bezirksausschuss Eisacktal, Dr. Wilhelm Überbacher, wurde der Biologe Leo Unterholzner mit der Ausarbeitung einer Planungsstudie beauftragt. In den fünf Gemeinden Brixen, Natz-Schabs, Lüsen, Rodeneck und Mühlbach fanden bereits Ortsbegehungen und Gespräche statt. Für eine sinnvolle Vernetzung der Wegeführungen werden zwei größere Bauvorhaben notwendig:

    • Der rechte Eisackuferweg soll mit dem Wegenetz im Gebiet des Pfeffersberg über eine Unterführung der Staatsstraße verbunden werden.
    • Die Karlspromenade von Milland soll durch die Rienzschlucht bis nach Mühlbach verlängert werden. Dazu wird eine neue Hängebrücke an der Stelle gebaut, wo bereits früher in der „Hachl“ die „Andreas Hofer Brücke“ bestand

    Für beide Maßnahmen sind Investitionskosten von etwa 500.000 Euro im Budger vorgesehen..

    Wichtig zur Einführung der Themenwege wird eine gezielte Öffentlichkeitsarbeit sein, die mit Angeboten von Partnern wie Bauernbund, Tourismusverband, Alpenverein, Heimatpflegeverband, den geprüften Wanderführern und kulturellen Einrichtungen verbunden sein soll um bei der einheimischen Bevölkerung und den Gästen das Verständnis für die Geschichte, die Kultur, die Landschaft und Gastlichkeit des Eisacktales zu wecken und damit eine neue Tourismuskultur als das Besondere unserer Tales anzubieten.

    Gleichzeitig soll aber auch der „Kescht’nweg“ weiter ausgebaut und aufgewertet werden. Der „Keschtn'weg“ führt über mehr als 60 km vom berühmten Kastanienhain in Vahrn entlang der westlichen Seite des Eisacktals zum Ritten und endet am Schloss Runkelstein vor dem Sarntal. Seit seiner Öffnung als Themenweg erfreut er sich bei Einheimischen und Gästen großer Beliebtheit.

    Wer den Kescht’nweg nach der Weinlese einmal im bunten Herbstlaub gewandert ist – am besten nimmt man sich drei Tage Zeit dafür - dem wird die eindrucksvolle Landschaft des Eisacktale mit den typischen, knorrigen alten Kastanienbäumen immer in Erinnerung bleiben. Allerdings sind die Höhenunterschiede teilweise recht strapaziös. Vor allem zwischen Barbian und Unterinn sind die um Villanders so zahlreichen Buschenschänken nur noch spärlich zu finden. Auch die Markierungen – kleine Schildchen mit einer stilisierten Kastanie – sind bisweilen nur schwer auszumachen und nicht immer sind die Hofhunde freundlich zu den Wanderern, die an ihren Höfen vorbeikommen. Die Bauern haben auch noch nicht alle erkannt, welche Möglichkeiten des Nebenverdienstes an hofeigenen Produkten bestehen obwohl einige von ihnen (z.B. Radoarhof oder Penzlhof) dabei zu Musterbeispielen geworden sind.

    Gemeinsam mit den Bürgermeistern, dem Tourismusverband, der Forstbehörde und dem Initiator der Kescht’nrunde, Norbert Blasbichler, wurden die notwendigen Maßnahmen zur Verbesserung des Keschtn'weges im Bereich der Eisacktaler Bezirksgemeinschaft analysiert und Maßnamen festgelegt. Dazu gehören die Aufstellung von Thementafeln ebenso wie der Erhalt bäuerlicher Kleindenkmäler wie Bildstöcke, Kapellen und Wegkreuze aber auch Mühlen, Backöfen, Harpfen u.a. Dinge, welche die Kulturlandschaft des Eisacktals prägen. Der Wegverlauf mit den Möglichkeiten zur Verminderung von Steigungen, der Festlegung von Gehrechten bei Höfen, die Wegeführung möglichst im Bereich der Kastanienbäume und der Ausbau gefährlicher Wegstücke wurde ebenso diskutiert wie die erforderlichen Nachpflanzungen in den alten Kastanienhainen. Künftig soll Neustift als prägnanter Ausgangspunkt und Ziel des „Keschtn'wegs“ angegeben werden.

    Wesentlich ist auch die Werbung für den „Kescht’nweg“, die bisher mit Karten und Informationsbroschüren über den Tourismusverband Eisacktal durchgeführt wurde aber noch erweitert werden kann. In Zukunft soll auch das Konzept des jährlichen „Keschtn'nigls“ besser in die Werbung eingebunden werden. In diesem Jahr wird der „Keschtn'igl“ - das Kastanienfest - vom 3.-8. November stattfinden und in Tils eröffnet werden. Barbian und Feldthurns wollen im Zusammenhang mit den Zielen des Themenwegs „Keschtn'weg“ besondere Aktivitäten mit einem kulturellen Angebot entwickeln. So kann der „Keschtn'weg“ als Beispiel für die künftigen Themenwege im Eisacktal und für einen immer attraktiver werdenden „sanften“ Tourismus dienen.



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