Dienstag, 10.06.2008 | Stadlerloachn

Im Reisen Speisen –
Durch die gastronomische Hölle des Brennerbasistunnels

Bild 1
Der Brennerbasistunnel wurde früher als erwartet eröffnet.

Auf die Großleinwand im Hintergrund der Bühne wird ein Foto des Bahnhofs Brixen projiziert – dort hat sich bis heute nichts verändert. Ein Innsbrucker Fahrgast steht allein im Regen und wartet.

Lautsprecher:
Itredi manivona eventi mn rtar do ...(rülpst) …Zugvonemivona att schwanzimi erspätune

Reisender:
Wooos ihs?

Lautsprecher:
Rrringrrringrrringrrringrrringrrring...(mind. 2 min weiter)

Reisender:
A Schoas is dös! De Ithaka! Oiwei ze spat! Es muhs wos geschegn – oba do komma nix mochn! Samma fesch, gemma inne Bar... wos tringa.
Geht ab

Bild 2
Auf der Großleinwand erscheint ein Foto der Bahnhofsbar Brixen.

Reisender:
Bittschön, a Glasl Weein!

Blonde:
Nix verstähn...ich Slowakei. Du Kaffe?

Reisender:
No wos – an klaan  Brauna, bittschön, wanns scho kan Weein gibt.

Blonde:
Bitterscheen, nur spresso. Drei Euro finfzich.

Reisender
Naaaa, do lassmas. I rach lieba ohna.

Blonde:
Bitterscheen, rraus, verbotten! Nix rauch!

Reisender:
Dös waramol de ka-un-ka Monarchie! Wann dös da Führa wißt! Dann geh I nur auf d’Toletten und speeis im Zug!

Bild 3
Auf der Leinwand erscheint das Bild vom Inneren des ristorante trenitalia. Der Restaurant-wagen ist völlig leer, der Cameriere liest die Gazzetina dello Sport und fühlt sich sichtlich gestört.
Reisender:
Grüss Gott! Kann I do Plotz nehma?

Cameriere:
Grunz...

Reisender:
Ha? Wos iiis?

Cameriere:
Nix Tedesco – siamo in Italia! La cucina è chiusa. Solo da bere. Ma niente espresso – solo caffè solubile con aqua fredda. Corrente rotto – mi dispiace! 
Er lacht schadenfroh.
Sono Siciliano! Buon giorno! Prego -  il menu.
Reicht eine abgegrapschte fettige Seite.

Reisender setzt sich erschöpft:
Bontschorno!
Studiert die Karte. Sein Gesicht hellt sich auf.
 Ferrari brut, mein Lieblingssekt, äh – spumante. Und a trametzino, bittschön!

Cameriere:
Verschwindet im Hintergrund

Reisender laut:
Römischer Saustall!

Cameriere:
Kommt zurück mit einer Viertelliter Flasche Wein und einer Dose Kartoffelchips.
Ferrari iste aus. Abbiamo solo vino siciliano – corvo. Ultima bottigla, però  un po’ caldo. Frigo kaputt. Mi dispiace! Nix tramezzino, iste auk aus. Vuole chips di patate?  

Reisender, resigniert:
Gehms scho her!

Cameriere:
Ecco - der Rechnung bittä! Devo fare i conti fino a Monaco, molto lavoro. Un quarto vino e chips  - quindici Euro, finfetsäne, per favore. Niente carta di credito, non abbiamo la linea oggi.

Der Zug fährt in den Tunnel, es wird schwarz.

Stimme des cameriere aus dem Dunkel:
Non abbiamo corrente oggi, mi dispiace!

Bild 4
Es wird wieder hell und auf der Leinwand erscheint ein Foto des Innenraumes des ÖBB Speisewagens.

Ein Reisender aus Dresden ist in Innsbruck zugestiegen. Er kommentiert die Lage lautstark:

Nu, guggma ma innen Spesewachn. Vielleicht hamse ja en göstliches Dröbbchen, die Osd-godn. Ei verbibbsch – die  sinn ja noch so eingerichded wie bei unserm Honni in die Sechzger im Ballast der Rebbubligg! Gaggbraune Plaste un Elaste anne Degge! Abba gemietliche Lambn hamse – wie im muhlinruhsch. Da setzmer uns abba ma uffn Gläschn. Ich gloob ja meinen Ochen nich – die hamm ja echte Dischdeggen mit weeßen Serwiäddn. Wie in Friedenszeidn! Nu, was gönnse uns denn anbiedn? Bisschen schwer die Garde un abwaschbar. Von wechn die Feddfingr. Was sinn denn „ faschierte Laiberl“? Wahrscheinlich Fleeschgeulchen oda Hemmburger aus Wien. Ich gloob, da nemmich doch den Salad middem Bagg-hähnchen. Unn frischgepressdm Gürbisgernöl. Scheenes Gastrodeutsch! Een Weinchen? Vielleicht doch den Zweichelt oder den Blaufrengisch oder doch den Veltliner vom Tschamegg? Nu, gud dasse da sinn, Herr Ober!  Den Goldbroiler mim Gernöl, bitte. Wissense nich ? Ha,Ha, gleener Scherz – so hamse die Bratheenchn inne DeDeErr genannt. Nu – gomisch, nich wahr? Aber der Adolf von Euch hätte och unser Ulbrich sein gönnen. Nischt für ungud! Also der Service iss hier Spidse und och das Angebot. Nu? Simma schon im Dunnel?
Es wird dunkel.

Bild 5
Es wird wieder hell. Auf der Leinwand erscheint das Bild eines Bord-Bistros der Deutschen Bahn. Der Zug fährt München – Bozen. Eine Dame setzt sich pikiert auf das versiffte Polster der halbrunden Bank. Ihr Mann geht zum Buffet.

Die Dame, ruft ihm hinterher:
Klaus-Dieter, bringst Du mir bitte einen Sekt mit, aber ganz trocken, brut! Du weißt ja, gegen meine Tunnelphobie, huch!

Der Mann, ruft zurück:
Mach ick doch! Is jeritzt! Hauptsache Du bist späta wieda uffm Damm! Damm, is jut,ha,ha,ha! Unten der!

Zum Kellner gewandt dröhnt er:
Herr Oba, zapfn Se mal een Bia! Aba een bisken spontan, saach ick! Durst is schlimma als Heimweh, stimmts? ha,ha,ha!

Kellner:
Ei, vom Fass hamma nich, griechma aach nich mehr rein! Im Ernst, die Zapfanlache is defekt. Ich kann Ihnen abba an Fläschche Flaschenbier anbiete, zu heppiauer Preis. Watten-sema – ei, die Flasche sinn ja als wamm, die Kühlanlache is aach defekt. Sorry.

Mann, zu seiner Dame:
Hömma, Annegret, dat Bia iss wahm! Bin ick ja gleich saua!

Dame, ruft zurück:
Klaus-Dieter, Du sollst mir ja auch kein Bier mitbringen sondern Champagner oder Sekt und mal ein bisschen plötzlich, wenn ich bitten darf!

Kellner, aus dem Hintergrund:
Gnä’Frau, isch bin gleisch bei Ihnen mit dem Sektche!
Kramt im Schrank nach den Flaschen.

Mann:
Erssma dat Bia für mich, Männeken! Die alte Zicke kann warten.

Kellner, hat was gefunden und tapst mit drei Flaschen zur Dame:
Gnä’ Frau, isch kann drei Sektche anbiete. Menger-Krug, halbtrocke, Mumm jello, is abba süß unn den Rotkäppche, mild. Der wird abba gern von den Ostdeutsche genomme und passt aach gut zu Ihrem Typ. Leider sinnse alle nich gekühlt, grad ers gelade worn.

Dame, hochnäsig:
Nein, besten Dank für Ihre Bemühung. Dann nehme ich doch lieber einen espresso zu mir.

Kellner:
Gerne, abba der iss aus Pulvercafé unn wird im Pappbecherche  serviert. Möchtese Zucke unn Sahne dazu?

Die Dame:
Nein, besten Dank! Den espresso bitte nur al dente.

Mann, am Tresen und stocksauer:
Watt is mittem Bia? Ick steh hier schon am Zahnfleisch und mach Se zur Schnecke wennz jezz nich flutscht, Sie Fehlbesetzung! Wat gibzn zu essen?

Kellner, rührt den espresso an:
Sofott, mein Herr! Fleischworscht mit Brot, abba kalt, die Mikrowelle is im Eimä. Hier ist die Bierflasche. Wollese aach an Glas? Geht alles zusammen? Ein Bier, ein espresso, zweimal Fleischworscht macht 36 Euro siebzich. Zahle Sie bar?

Der Tunnel. Es wird dunkel




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Andreas Gottlieb Hempel
Prof. Dipl.-Ing. Architekt & Publizist
Otto von Guggenberg Str. 46   I-39042 Brixen (BZ)   Italien
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