Brixner 4/2008 2 Fünf Bahnhöfe am der Hauptachse Brenner sind dem Land Südtirol übergeben worden. Der Bahnhof Brixen ist überraschenderweise nicht dabei. Wir fragten Landesrat Dr. Thomas Widmann.
Herr Landesrat, warum wurde der Bahnhof Brixen nicht übergeben? Zunächst schien alles ganz aussichtslos: auf keinen Fall werde man – so die RFI (Rete Ferroviaria Italiana), in deren Verfügung Schienennetz und Bahnhöfe der Italienischen Staatsbahnen stehen - Bahnhöfe entlang der Strecken mit internationalem Zugverkehr aus der Hand geben. Bisher wurden aber bereits 26 Bahnhöfe von der RFI an das Land übergeben und anschließend der jeweiligen Gemeinde zur Nutzung übereignet damit die allfälligen Investitionen für Verbesserungen vor Ort nach Bedarf vorgenommen werden können.
Würde das Land den Bahnhof Brixen der Gemeinde überlassen? Ja, natürlich. Die Gemeinde Brixen ist bereit, den Bahnhof zu übernehmen und zu unterhalten. Darüber würden sich wohl auch die Brixner Pendler freuen, deren Bahnhofskomfort derzeit völlig unzureichend ist.
Glauben Sie, dass weitere Verhandlungen zum Erfolg auch für Brixen führen? Ich habe bisher darüber vergeblich Verhandlungen mit der RFI geführt. Nun ist aber Bewegung in die Angelegenheit gekommen und fünf Bahnhöfe, darunter Sterzing, Klausen und Waidbruck, wurden dem Land übergeben. Aber Brixen nicht. Warum? Vom Eisenbahnchef Martinotti kam die übliche Erklärung, dass Brixen zentral an einer internationalen Linie läge. Ich bin aber optimistisch und werde weiter verhandeln. Es kann nur noch eine Frage der Zeit sein, dass auch der Brixner Bahnhof abgegeben wird. Denn: die FS und RFI sind in hoch verschuldet und über jeden Bahnhof froh, den sie los werden.
Vor zwei Jahren wurde der Güterbahnhof Brixen geschlossen. Für Brixen bestimmte Frachtgüter werden seitdem mit Lastwagen angeliefert. Die Gewerbebetriebe haben gegen diese Erschwernis protestiert.
Herr Landesrat, warum wurde die Schienenfracht für Brixen ersatzlos gestrichen? Wegen der desolaten Finanzsituation der Italienischen Staatsbahnen wurde der Güterbahnhof Brixen stillgelegt. Flächen und Geleise hätte es zum weiteren Betrieb genug gegeben, sogar die hölzerne Lagerhalle aus der Bauzeit der Brennerbahn von 1867 ist noch unverändert erhalten. Investitionen waren aber von RFI für den Erhalt des Frachtbahnhofes nicht zu erwarten.
Welche Möglichkeiten für den Frachtverkehr auf der Schiene gibt es für das Eisacktal? Inzwischen wurde der aufgelassene Bahnhof in Grasstein von der RFI dem Land Südtirol übergeben. Dort liegen zwölf Geleise nebeneinander von denen zehn allmählich von Gras überwuchert werden. Grasstein war wegen des Granitbruches schon im 19. Jh. einer der wichtigsten Frachtbahnhöfe der Brennerbahn. In den 1960er Jahren wurde er nach der Stillegung der Granitbrüche ein bedeutender Umschlagplatz für Viehtransporte nach Bayern. Auch diese Transporte wurden auf die Straße verlegt und seitdem dämmert die große Anlage vor sich hin. Nun soll sie wiederbelebt werden.
Wie soll das geschehen? Das Land hat den Bahnhof zur Pacht ausgeschrieben und vergeben. Die Planungen für einen Frachtbahnhof sollen noch in diesen Wochen fertiggestellt und zur Konventionierung vorgelegt werden. Die neue zentral gelegene Anlage wird künftig als Güterumschlagbahnhof für das Wipptal, das Eisacktal und das Pustertal dienen, von der aus die Fracht mit Kurzstreckentransportern ausgeliefert werden.
Andreas Gottlieb Hempel
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