Mittwoch, 21.01.2009 | Das Land baut

20 Jahre öffentliche Bauten in Südtirol – ein schwerwiegender Bildband dokumentiert die Verantwortung des Landes für eine Baukultur unserer Tage, die von der Landesbauverwaltung Südtirols beispielhaft wahrgenommen wurde. Ist das aber auch in der Öffentlichkeit gewürdigt worden?

Wir meinen: nein. Still und ohne großen Publikationsaufwand ist das hervorragend gemachte und repräsentative Buch mit über 500 Seiten zu einem unglaublichen Schnäppchenpreis erschienen. Ein Band, den jeder, der an der modernen Südtiroler Baukultur interessiert ist, im Bücherregal stehen haben sollte. Zumindest als Nachschlagewerk. Denn tatsächlich sind hier alle in den letzten zwanzig Jahren geplanten Projekte aufgeführt – nicht nur Hochbauten sondern auch Verkehrsbauten. Die wichtigsten Projekte werden mit ausführlicher Beschreibung, Fotos und Plänen über mehrere Seiten vorgestellt gefolgt von einer Kurzübersicht der übrigen Realisierungen, von denen der Steckbrief mit knappen Angeben zur Planung, Bauzeit, Baukosten und Passbild gezeigt wird.

Aber der Reihe nach: Im Vorspann befasst sich Landeshauptmann Dr. Luis Durnwalder mit der Baukultur der Zukunft. Die ist ja eigentlich nicht das Thema des Buches, sondern vielmehr diejenige der Gegenwart. Dennoch hat der Landeshauptmann recht wenn er darauf hinweist, dass landschafts- energie- und ressourcensparendes Bauen nicht erst die Aufgabe der Zukunft, sondern die der Gegenwart sein sollte – alles unter dem Gesichtspunkt einer vorausschauenden Planung, welche angemessene Baukosten ebenso berücksichtigen muss wie einen wirtschaftlichen Bauunterhalt.

Der Landesrat für öffentliche Bauten, Dr. Florian Mussner geht auf die baukulturelle Identität unserer Region ein, die ja eine lange Tradition hat. Daher wurde als Leitmotiv für öffentliche Bauten das Motto „Aus der Tradition entwickelte neue Baukultur in Südtirol“ ausgegeben. Ein Leitmotiv, das nicht nur für öffentliche Bauten gelten sollte. Aufgabe des Landes ist es, mit den Bauten für die architektonische Qualität Vorbild zu sein. Dies kann nicht etwa mit einem höheren Kostenaufwand erreicht werden sondern über alternative Lösungsvorschläge in Wettbewerben, die durch ihre Qualität eine kulturelle Dimension bekommen.

Auch der verdienstvolle Ressortdirektor für öffentliche Bauten, Architekt Dr. Josef March betont die kulturelle Dimension des Bauens. Ihm geht es nicht nur darum, dass die notwendigen Quantitäten zum Bedarf erfüllt werden sondern darum, dass dies in qualitätvoller Weise geschieht. Technische und funktionelle Unzulänglichkeiten sind seiner Meinung nach korrigierbar – architektonisch-gestalterische jedoch nicht. Ihm ist es zu verdanken, dass er auf der Suche nach den besten architektonischen Lösungen den Planungswettbewerb für die öffentlichen Bauten in Südtirol eingeführt und konsequent angewandt hat.

Tatsächlich hat durch die Wettbewerbskultur mit der damit verbundenen Konkurrenz und dem Import neuer Ideen von Außen, die Baukultur in Südtirol eine entscheidende Verbesserung erfahren. Viele Gemeinden und auch private Bauherren sind dem Beispiel der Landesregierung gefolgt und haben mit den Alternativen über Wettbewerbe gute Erfahrungen gemacht mit Lösungen, die heute auch den öffentlichen Raum und den ländlichen Bereich erfasst haben. Moderne Architektur ist durch diese Verfahren zu einem Gesprächs- und Diskussionsthema geworden wie andere kulturelle Bereiche auch. Diese Sensibilisierung der Öffentlichkeit bildet sich zu einem guten Teil in den im Buch vorgestellten Bauten der Landesverwaltung ab, die auch über die Grenzen Südtirols inzwischen Beachtung und Auszeichnungen erfahren – ein Ergebnis, das nicht zuletzt auf den Einsatz eines Architekten an verantwortungsvoller Stelle in der Landesregierung zurückgeht, eben auf Dr. Josef March, der auch der Gesamtkoordinator bei der Herausgabe des Buches war.

Die Redaktion hatten Walter Gadner, Magdalene Schmidt und Susanne Waiz übernommen, die auch einen sehr interessanten Beitrag zum Thema der Architekturtendenzen von 1988-2008 beigesteuert haben. Ein Drittel der im Buch ausführlich vorgestellten Bauten ist über Wettbewerbe entstanden – sie spiegeln die Tendenzen der vergangenen Jahre auf hohem Niveau wieder. Das Buch macht aus diesem Grunde Mut für eine ganz eigene Südtiroler Baukultur der Zukunft, welche nicht nur die Hochbauten sondern auch die Gestaltung der Verkehrsbauten umfassen soll.

Das Buch einet sich übrigens als ein schönes Weihnachtsgeschenk!

Andreas Gottlieb Hempel

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Das Land Baut –
20 Jahre öffentliche Bauten in Südtirol
Herausgeber:
Autonome Provinz Bozen-Südtirol, Ressort für Bauten
ISBN 978-88-7073-44g-1
24.- €

 

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Andreas Gottlieb Hempel
Prof. Dipl.-Ing. Architekt & Publizist
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