Bürgermeisters Wortungetüm
Antwort auf einen Gastkommentar von BGM Pürgstaller zur Kojawiese in der Tageszeitung
Das Wortungetüm "Gesamtkontext" soll wohl den Rahmen bezeichnen, in dem das Hotelprojekt auf den Kojawiesen angeblich entwickelt worden sei. Bürgermeister Pürgstaller ist es allerdings zu verdanken, dass Brixen über ein offenes demokratisches Verfahren ein Leitbild erhalten hat - auch wenn dieses nicht sehr präzise ausgefallen ist. Immerhin ist im Kapitel Umwelt vermerkt, dass Brixen künftig die natürlichen Ressourcen seiner schönen Umgebung zu schützen beabsichtigt und dass in einem ganzheitlich zu erarbeitendes Tourismuskonzept das Verhältnis Stadt Brixen - Hausberg Plose mit sorgfältiger Planung besonders berücksichtigt werden soll. Dazu wird unter den Voraussetzungen des Leitbildes derzeit für die Stadt eine Masterplanung erarbeitet. Bisher sind dazu noch keine konkreten Ergebnisse öffentlich vorgestellt worden. Vorgestellt wurde - auch auf die dankenswerte Initiative von Bürgermeister Pürgstaller - eine Studie von Malik zur Fortentwicklung der Plose für den Tourismus. Darin sind gute Vorschläge enthalten - etwa der Bau einer Umlaufbahn aus der Stadt auf die Plose oder die Ansiedlung qualitätvoller Hotellerie, sei es im Stadtbereich oder im direkten Einzugsbereich der jetzigen Talstation in St. Andrä. Vergeblich hat man allerdings auf eine demokratische Diskussion dieser Vorschläge und ein daraus entwickeltes "Gesamtkonzept" bisher gewartet. Stattdessen wurde in aller Stille ein Hotelprojekt im kulturlandschaftlichen Außenbereich weitab von der Umlaufbahn und den dörflichen Siedlungen vorbereitet. Der Standort in der bisher unverbauten Kulturlandschaft des Mittelgebirges widerspricht nicht nur den Vorgaben des Leitbildes sondern auch den Aussagen der Malik-Studie. Niemand stellt sich gegen Hotelbauten an dafür verträglichen Stellen im Mittelgebirge, wenn dazu entsprechende Bedarfsuntersuchungen vorliegen. Derzeit sind allerdings die vorhandenen Hotels z.B. in St. Andrä nicht sonderlich ausgelastet und eines der vorhandenen Hotels ist bereits fast ein Jahr geschlossen. An der Bettenzahl scheint es also weniger zu liegen als an einem Konzept für eine neue Qualität des Tourismus auf der Plose. Wenn aber ratz-fatz ein Hotel auf Druck von Bauern, die ihre Wiesen verkaufen wollen und Investoren, die ein Geschäft wittern, außerhalb des bisher erarbeiteten "Gesamtkontextes" in der freien Landschaft gebaut werden darf, dann kann man sich die kosten- und arbeitsintensive Bürgerbeteiligung für das Leitbild, die sicherlich auch nicht ganz billige Malikstudie sowie den bisher noch unvollendeten Masterplan gleich sparen. Nochmals: nicht gegen ein gelungenes Hotel - aber an der richtigen Stelle und nicht in privilegierter Einzellage mit Landschaftszerstörung!
Andreas Gottlieb Hempel