Dienstag, 28.04.2009 | Friedhofserweiterung Milland

Friedhofserweiterung Brixen-Milland an der Kirche Maria im Sand

Alternative Überlegungen zu einer überzogenen Planung

Als vor etwa eineinhalb Jahren die Friedhofsplanung Milland Planreife erlangt hatte, machte ich mit Frau Dr. Baumgartner und Gemeinderat Franz Pisoni eine Ortsbegehung. Wir verglichen die wirkliche Situation mit dem geplanten Vorhaben und stellten fest, dass es sich hier um eine überzogene Planung handelte – sowohl von den Flächen als auch von den Funktionen. Die Zufahrt war über den Platschweg ähnlich der jetzt begonnenen Zufahrtsstraße vorgesehen und endete mit 20 Stellplätzen, eine Fläche von etwa 600 qm. Die Friedhoferweiterung schloss ummauert direkt an den alten Friedhof an und griff erheblich in das sanft fallende Wiesengelände ein, da seine gesamte Fläche auf einer Ebene angeordnet werden sollte. Ergebnis: überdimensioniert hohe Maueransichten von der Talseite, welche die Ansicht der Kirche und der alten Friedhofsmauer strak beeinträchtigen werden – einmal abgesehen von dem harten Eingriff in die Kulturlandschaft.

Die Besichtigung ergab, dass die vorgeschlagene Erschließung über den Platschweg eigentlich überflüssig ist. Vielmehr könnte die bestehende Einmündung in die Straße nach St. Andrä verbessert und der weitere Verlauf der jetzigen Zufahrt beibehalten werden. Die alte Zufahrtsstraße bietet zudem Fläche für etwa zehn PKW links nach der Waldkante und weitere zwanglos anzuordnende fünf Stellplätze vor der alten Friedhofsmauer. Weiterhin kann die bestehende Zufahrt zu den sechs Häusern oberhalb der Kirche mit der Brücke weiter genutzt werden wenn der neue Friedhof vom alten Friedhof etwas weiter talwärts abgesetzt würde. Der Friedhof selbst könnte stat auf einer Ebene in zwei Ebenen trassiert werden um statt mit Stützmauern nur mit sanften Böschungen dem fallenden Gelände zu entsprechen. Zudem wird zunächst nicht die ganze Friedhofsfläche neu benötigt, sondern nur die erste Hälfte, also die erste Geländeterrasse unterhalb des Sträßchens vor dem alten Friedhof. Dazwischen wäre noch Platz für eine Baumreihe (etwa Winterlinden). Die zweite Terrasse der Friedhofsfläche könnte dann ebenso harmlos in den Hang geböscht zu einem sehr viel späteren Zeitpunkt angelegt werden – zumal derzeit durch die zahlreichen Feuerbestattungen nicht mehr so viele Erdgräber benötigt werden.

Wenn die Zufahrt an der gleichen Stelle wie bisher bliebe, so könnte der Platschweg mit einem Fußweg entland des Baches eine zusätzliche Verbindung aus Milland bieten.

Der Verzicht auf die unharmonischen geplanten Friedhofsmauern – stattdessen wären gut beschnittene Buchenhecken ebenso denkbar wie niedrige verputzte Mauerteile mit Natursteinabdeckung denkbar – würden ebenso wie der Verzicht auf die bombastische Zufahrtsstraße zudem zu einer erheblichen Kosteneinsparung von etwa 1-1,5 Mio € gegenüber dem bisherigen Projekt führen. Einmal ganz abgesehen von der sanften Einfügung in das bestehende Wiesengelände. Weniger ist also mehr in diesem Fall.

Ich habe eine sparsame Skizze zu diesen Gedanken auf der Grundlage der vorhandenen Planung angefertigt und im Original Herrn Franz Pisoni übergeben. Die Skizze sollte auf keinen Fall so ausgearbeitet sein, dass sie in den Verdacht geriete eine unverlangte Entwurfvariante darzustellen um berufsrechtlichen Schwierigkeiten aus dem Weg zu gehen. Die Skizze sollte vielmehr eine Diskussion über eine weniger aufwändige, sparsamere und landschaftsschonende Lösung anregen. Eine Diskussion fand jedoch nicht statt, sondern die Anregung wurde mit den Worten von den SVP-Verantwortlichen vom Tisch gewischt mit der Bemerkung: „ die Planung sei gelaufen und nicht mehr zu ändern“.

Als Architekt mit 40-jähriger freiberuflicher Erfahrung, für Kostenbewusstsein und Angemessenheit von Lösungen war ich dich sehr verwundert, dass eine solche kostenfreie Beratung nicht wenigstens zu erneutem Nachdenken über einen geringeren Eingriff in die Kulturlandschaft und den Steuersäckel der Mitbürger geführt hat. So viel Ignoranz und Selbstgerechtigkeit habe ich in meinem Berufsleben selten beobachten können.

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Andreas Gottlieb Hempel
Prof. Dipl.-Ing. Architekt & Publizist
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