Masterplanverfahren der Stadt Brixen
Stellungnahme der Brixner Architekten
Die Brixner Architektenschaft begrüßt die politischen Initiativen zum Leitbild und zum Masterplan. Die Diskussion beider Maßnahmen hat zu einer breiten Beteiligung der Bürger dieser Stadt geführt. Dies wird als Demokratisierungsprozess hoch einge-schätzt. Das Verfahren um den Masterplan hat auch zu einer Solidarisierung der Brixner Architekten geführt, welche die Planung in ihrem Ablauf intensiv verfolgt und diskutiert. Die Brixner Architekten verstehen sich dabei als eine fachliche Gruppe, die ihre Sachkenntnis beratend zum Nutzen der Stadtentwicklung einbringen kann. In diesem Sinne sind die nachfolgenden grundsätzlichen Anmerkungen zum Planungs-stand zu verstehen.
Das nun vorliegende umfangreiche Material zum Masterplan wird ausdrücklich sehr positiv bewertet. Es ist eine umfassende Arbeit geleistet worden, die als Grundlage für Entscheidungen zum Beschluss des Masterplanes außerordentlich wertvoll ist. Dem Architektenteam und den Fachgruppen gilt ein großes Kompliment.
Besonders lobenswert hervorheben möchten wir, wie für den Bereich Soziales-Kultur mit „Die Stadt im Dialog“ ein kraftvolles Überthema formuliert wurde:
Dialog unter den verschiedenen Sprachgruppen, Dialog zwischen unterschiedlichen sozialen Gruppen, unterschiedlichen religiösen Konfessionen, Dialog zwischen un-terschiedlichen politischen Parteien usw. Ein solches Thema hat weit reichende Aus-wirkungen und kann dazu beitragen, Brixen neu zu prägen als Stadt des offenen Dialoges, der konstruktiven Auseinandersetzung, der konfessions- und parteiüber-greifenden Begegnung. Wir wünschen uns für alle anderen Planungsfelder einen ähnlich kräftigen Übertitel.
Nach der Beteiligung an den Vorträgen und Diskussionen der Fachgruppen zum Masterplan im Forum, im Adrian-Egger-Saal und eingehender interner Diskussion kommen wir Architekten zu der Auffassung, dass der Zweck eines Masterplans mit der jetzt vorliegenden Fassung noch nicht erfüllt ist. Auf einem Masterplan sollen in der Folge die Bauleitpläne aufbauen. Zu deren Planinhalten müssen im Masterplan Grundsatzentscheidungen getroffen werden, die für weitere Planungen abgesicherte Vorgaben enthalten – dies können durchaus Alternativen sein. Wichtig ist dabei die Vernetzung dieser Vorgaben in allen Bereichen unter urbanistischen Gesichtpunkten.
Der bisherige Stand des Masterplans bietet noch zu viele offene Möglichkeiten – es fehlt an entscheidungsfähigen Vorschlägen. Es sollten jetzt Handlungsvorgaben er-arbeitet werden – z. B. in der Form eines Weißbuches - das zu den einzelnen Pla-nungsfeldern klare Umsetzungsmöglichkeiten formuliert, zu denen politische Ent-scheidungen getroffen werden können.
Ein Beispiel sei dazu genannt: Für die Entwicklung der Plose werden drei Standorte für den Bau von Hotels in St. Andrä vorgeschlagen. Es fehlen aber urbanistische Vorstellungen dazu, wie sich St. Andrä unter diesen Veränderungen urbanistisch entwickeln soll – infrastrukturell, ökonomisch, ökologisch, sozial, kulturell und räum-lich. Erst anhand solcher Überlegungen und den entsprechenden Entscheidungen können Bauleitpläne für den Ort verantwortlich entwickelt werden.
Empfehlung:
Die Brixner Architekten empfehlen deshalb den politischen Gremien der Gemeinde Brixen den Stand des Masterplans zum derzeitigen Zeitpunkt und Inhalt zustimmend zur Kenntnis zu nehmen aber gleichzeitig einen Beschluss zu fassen, der die Aufstel-lung von Umsetzungsrichtlinien in der Form eines leicht überschaubaren Weißbu-ches ermöglicht. In diese Umsetzungsrichtlinien sollten auch die Ergebnisse der Ma-likstudie, die Standortuntersuchungen zum öffentlichen Verkehrsmittel Seilbahn, ein Nutzungskonzept für öffentliche Strukturen in der Brixner Altstadt, die Planungen Hofgarten und die Überlegungen zum Logo Brixens u.a. parallel laufende Planungen aufgenommen werden. Das Weißbuch sollte eine klare Vision für Brixen bieten mit Richtlinien für deren konkrete Umsetzung, um auf den seinerzeit weitsichtigen urba-nistischen Planungen der Ära von Guggenberg (vor 1914) und Giacomuzzi/Barth (1970er Jahre) weiter aufzubauen.
Brixen, 8. Juni 2009