Bezirksgemeinschaft Eisacktal
Fahrt nach Bled und Laibach
„Das Reisebüro Bezirksgemeinschaft Eisacktal hat seine Tore jetzt geschlossen“ witzelte Präsident Dr. Artur Scheidle als sich der Bus mit den 43 Mitreisenden wieder Brixen näherte. Schon vor zwei Jahren führte eine Fahrt nach Regensburg und auch diesmal war wieder eine Partnerstadt Brixens als Reiseziel für die Mitglieder der Bezirksgemeinschaft ausgewählt worden: das Städtchen Bled in Slowenien. Am 9. Juli brach die gutgelaunte Gruppe mittags in Brixen auf und erreichte durch das Pustertal, Lienz und an Villach vorbei den wunderschönen grün-blauen See von Bled, umrahmt von den Ausläufern der julischen Alpen und nach Norden geschützt von den dicht bewaldeten Karawanken – eine Idylle pur, schon beliebtes Ferienziel des Königshauses und von Staatspräsident Tito, der dort in der pompösen Villa Bled seine Staatsgäste empfing.
Die Zimmer für die zwei Nächte der Reise waren im Best Western Premier Hotel Lovec ****+ reserviert worden – unglaublich preiswert im Verhältnis zum perfekten Luxus des Hauses, dem es an nichts fehlte. So manches Viersternehotel in Italien oder Deutschland könnte sich da ein Beispiel in Stil und Ausstattung nehmen, eine erstklassige Wahl!
Äußerst herzlich war der abendliche Empfang von Bürgermeister Janez Faifar, der seine Gäste in ein gemütliches Restaurant direkt am See entführte. Dort entpuppte er sich nicht nur als ein launiger Conferencier, der jeder Talk-Show zur Ehre gereicht hätte, sondern vermittelte als Ethnologe und Professor für Geografie seinen Zuhörern beeindruckende Zusammenhänge von Geschichte, Landschaft und Bevölkerung Sloweniens. Zu später Stunde überraschte er noch alle mit einem spannenden Vortrag über die politischen Zusammenhänge und die kriegerischen Ereignisse des 20. Jhts. im früheren Jugoslawien und der Rolle Titos – passenderweise im großen Saal der Villa Bled unter einem dramatischen Schlachtengemälde der großen Zeit des Marschalls. Irgendwie rührend zivil wirkte dabei das auf dem riesigen Konferenztisch vergessene Bügeleisen.
Schon in der Nacht kündigte sich mit einem gewaltigen Gewitter der regnerische nächste Tag an. Mit der Wahl des Reisebegleiters Stane Mavko hatte Dr. Scheidle einen guten Griff getan – in seinem sympathisch vom slawischen Tonfall eingefärbten Deutsch führte er die Gruppe durch den Tag in Laibach und Oberkrain. Dem Regen geschuldet war zunächst eine Stadtrundfahrt im Bus angesagt. Es folgte ein alkoholfreier Empfang im Rathaus durch den Vizebügermeister Ales Cerin und ein herzhaftes Mittagessen in der Bräuhausatmosphäre einer Gaststätte der Altstadt. Dazu waren zwei Repräsentanten der fast verschwundenen deutschen Sprachminderheit in Slawonien, der Gottscheer, geladen, die äußerst interessant über deren Geschichte, Verdienste und ihr tragisches Schicksal der Vertreibung berichteten. Wir werden noch in einem eigenen Beitrag darauf zurückkommen.
Se gli angeli viaggiono – pünktlich zur vorgesehenen Führung durch die verkehrsberuhigte Innenstadt Laibachs hatte der Himmel ein Einsehen, ließ mit ein paar Sonnenstrahlen die schönen Fassaden aus der k.u.k. Zeit leuchten und die Reisegruppe auf dem riesigen Markt vor Neid erblassen: alles was das Herz an Obst, Gemüse, Fisch, Fleisch und anderen Köstlichkeiten begehrte gab es dort – zu Friedenspreisen! Mit ihren gefüllten Einkaufstüten waren alle für den Reiseleiter leichter kenntlich und bis zur Rückfahrt zusammenzuhalten. Diese führte über das kleine Dorf Begunje in Oberkrain, wo die Brüder Avsenik mit ihren Oberkrainer Musikanten – eine Art slowenischer Kastelruther Spatzen – ihren Sitz haben. Anstelle der Oberkrainer spielte zu aller Überraschung Busfahrer Wastl auf seiner Knopfharmonika schwungvoll auf und im Schatten großer Kastanien gab es noch frisches Bier bevor es nach Bled zurückging.
Der folgende Samstagmorgen brachte den absoluten Höhepunkt der Reise: bei strahlendem Sonnenschein eine Rundfahrt um den See mit der Insel mittendrin. Sie war seit dem 8. Jahrhundert ein bedeutender Marienwallfahrtsort. Aus dem Jahr 1004 datiert dann die Verbindung mit Brixen, als der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, Heinrich II, dem Brixner Bischof Albuin, einem Kärtner, das Gebiet um Bled schenkte. Albuin mag auch auf der Burg Bled residiert haben von der die Eisacktaler Reisegruppe nun den grandiosen Blick über See und Berge genoss – man konnte gut nachvollziehen, dass Bled bereits 1903 als schönster Kurort der k.u.k Monarchie ausgezeichnet wurde – ein Rang, an den Bled auch heute im selbständigen Slowenien als Mitglied der EU durchaus wieder anschließen könnte. Die Eindrücke wurden nochmals durch ausführliche Erläuterungen von Bürgermeister Janez Faifar in der Burgkapelle vertieft.
Auf der Rückfahrt nach Brixen konnten alle Beteiligten feststellen, dass die drei Reisetage nicht nur dem Kennenlernen des schon durch die lange Geschichte mit Brixen verbundenen Bled und zum besseren Verständnis der erstaunlichen Entwicklung des seit 1991 selbständigen Sloweniens beitrugen sondern ganz besonders die angenehme Freundschaft unter den Mitreisenden förderten, die sonst im Alltag mehr durch die gemeinsame Arbeit in der Eisacktaler Bezirksgemeinschaft miteinander zu tun haben. Ein Grund mehr, die Tätigkeit des „Reisebüros Bezirksgemeinschaft Eisacktal“ nicht ganz einzustellen. Der herzliche Dank aller galt Präsident Dr. Artur Scheidle für seine diskrete und humorvolle Leitung der Reise sowie Generalsekretär Johann Grünfelder und seinen MitarbeiterInnen für die perfekte Vorbereitung der Reise.
Andreas Gottlieb Hempel
(5.584 ZmZw)