Sonntag, 18.10.2009 | Ist die Frau der Mann der Zukunft?

Ist die Frau der Mann der Zukunft?

Die Galerie im Schloss Velthurns eröffnete am 24. April die Wanderausstellung „Frauen auf dem Weg“ die 2005 vom Frauen-Netzwerk Überetsch als äußerst bemerkenswerter Überblick zur Verwirklichung der Gleichberechtigung in Südtirol gezeigt wird.

In vier Jahren wurden die 10 Tafeln mit den Streifzügen durch Südtirols Frauengeschichte im 20. Jahrhundert an vielen Orten der Region gezeigt, jetzt kann man sie auf Initiative von Feldthurns Vizebürgermeisterin Marisa Torggler-Kerschbaumer bis Mitte Mai in der Galerie Schloss Velthurns sehen. Begleitet wird sie von vier Vorträgen: Zur Eröffnung sprach Dr. Elisabeth Tauber über „Frauen als Zierde“ – ein Thema, das die sprachgewandte Referentin geistvoll am Thema der Marketenderinnen bei den Schützen parphrasierte.
Am 28. April wird Isabella Engl Bilder und Gedanken zu Frauen in Uganda und Südtirol bringen. Tags drauf erklärt Dr. Christine Mayr „Was Frau wissen sollte“ und die Reihe abschließen werden Reinhilde Gamper & Heike Vigl mit dem „Märchenkonzert von listigen Weibern“. Alle Beiträge jeweils um 20:00 Uhr.

Zum Nachdenken regt das sorgfältige Studium der zehn Ausstellungstafeln an. Nicht nur, weil sie graphisch ausgezeichnet gemacht und mit köstlichen Cartoons von Franziska Becker versehen sind sondern weil sie Fakten dokumentiert, die noch vor gar nicht allzu langer Zeit zum Alltag Südtiroler Frauen gehörten:
Wer erinnert sich daran, dass bis 1919 Lehrerinnen nur drei Viertel des Gehalts ihrer Kollegen bekamen und bei Heirat entlassen wurden? Dass Frauen bis 1961 keine Richterinnen werden durften, weil ihr Urteilsvermögen durch die Menstruation getrübt werde? Und erst seit zehn Jahren beim Heer, den Carabinieri und der Finanzpolizei beschäftigt werden dürfen? Ist es noch in Erinnerung, dass 1939 nur der Mann über die Option entscheiden durfte? Dass nach den Gemeinderatswahlen 2000 von 116 Bürgermeistern in Südtirol nur zwei Frauen waren und das 2005 das italienische Parlament die Frauenquote abgelehnt hat? Wem ist klar, dass erst 1902 die erste Studentin in Innsbruck zugelassen wurde aber bereits 1984 die Zahl der Maturantinnen jene der Maturanten überstieg und mehr als die Hälfte der Studierenden aus Südtirol Frauen sind? Ist noch bekannt, dass erst 1956 der Mann das Recht verloren hat seine Frau zu schlagen und bei Ehebruch straffrei blieb während seine Frau bis 1968 dafür ein Jahr ins Gefängnis musste und sich erst seit 1970 scheiden lassen kann? Bis 1962 durften Frauen nach der Geburt erst wieder die Kommunion empfangen, wenn sie vom Pfarrer „ausgesegnet“ wurden, weil sie von Empfängnis und Geburt „“entweiht“ waren. Und erst 1994 wurden Mädchen als Ministrantinnen zugelassen. Nicht zu reden von der Ächtung lediger Mütter und deren Kinder durch Pfarrer und Kirche. Dies alles und vieles mehr lernt man an den Tafeln.

Viel ist im 20. Jht. für die Frauen erreicht worden. Aber viel Ungerechtigkeit muss bei der Gleichstellung von Mann und Frau noch beseitigt werden – man denke nur an die unterschiedlichen Gehaltszahlungen für gleiche Leistungen und den immer noch fehlenden finanziellen Ausgleich für Hausarbeit, der sich vor allem in den Renten niederschlägt. Aber wird die gleichgestellte Frau der Mann der Zukunft sein? Wir hoffen es nicht – sie sollte doch auch Zierde bleiben!

Eine sehr progressive Veranstaltung im Kulturleben von Feldthurns – sehenswert!


 



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Andreas Gottlieb Hempel
Prof. Dipl.-Ing. Architekt & Publizist
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