In der Zeitkammer von Velthurns
Die kleine aber feine Galerie Schloss Velthurns hat am vergangenen Freitag den Schreibersaal in eine Zeitkammer verwandelt in der ein besondere rästhetischer Leckerbissen serviert wird.
Schloss Velthurns ist weithin bekannt für die wertvollen Holzintarsien mit denen die fürstlichen Räume der ehemaligen Sommerresidenz der Brixner Bischöfe ausgestattet sind. Gut behütet, gepflegt und für Besucher zugänglich, warten sie aber noch auf eine Nutzung, die mehr als nur Museum ist. Im benachbarten Schreiberhaus hat der Bildungsausschuss Feldthurns längst mit der Galerie Schloss Velthurns den Weg gezeigt, wie eine solche Nutzung in unserer Zeit aussehen kann: Exquisite Ausstellungen für Nischenprodukte zeitgenössischer Kunst auf höchstem Niveau. Bis zum 26. September ist dort die Ausstellung ZEITKAMMER zu sehen, in der Folge der Ausstellung von Albert Mayr RAUM-ZEIT-FENSTER des Vorjahres. Drei Künstlerinnen, Nora Ciottoli und Elena Parati aus Mailand sowie Daniela Danelli aus Brescia haben sich unter dem Namen ticon 3 wieder des Raums, der Zeit und des Fensters angenommen. Sie nahmen das Fenster, ein Fenster des Schreiberhauses, das sich, edel gerahmt, über den Hirschgarten des Schlosses zum Tal öffnet, um den Ablauf der Zeiten, der Jahreszeiten, mit Video einzufangen. Auf wei Bildschirmen wechseln in langsamen Fluss die Bilder von Herbst/Winter zu Frühling/Sommer und versetzen den Betrachter in meditative Stimmung. In unseren Tagen, in der alles dem Zeitraffer unterworfen scheint, führt diese Art des zeitlich-räumlichen Bilderlebens zurück in die geruhsameren Abläufe der Renaissance, den Bildern im Schloss Velthurns, in denen ebenfalls die Jahreszeiten ein beliebtes Motiv der al fresco Wandmalereien war. Das Schloss ist für diese Malereien mindestens ebenso berühmt wie für seine Ausstattung mit edlem Holz. Die bozetti, Figuren der Entwürfe für diese Malereien haben die Künstlerinnen in Fotografien des Schlosses montiert und führen den Betrachter durch diese Verfremdung in Zeitkammern, die das Vergangene mit dem Heutigen verbinden. Auch hier entstehen Assoziationen beim meditativem Betrachten im Kopf. Ganz im Gegensatz zur täglich Bilderflut wehrt man nicht ab sondern vertieft sich in aufsteigende Bilder der eigenen Imaginationen, genährt aus Raum, Zeit und Erinnerung. Eine schöne Ausstellung, zu der ein kleiner aber tiefgründiger Katalog ergänzend zu den einführenden Worten von Leo Andergassen, Albert Mayr und Silvia Bordini erschienen ist.
Andreas Gottlieb Hempel