Kann moderne Architektur Südtiroler Flair bieten – oder muss es immer Lederhosendekor sein?
Gästen mit Sinn für Baukultur wird in neuen Südtiroler Hotels einiges in Geschmacksfragen angetan. Über die kitschigen Dekorationen für alpine Gemütlichkeit könnte man achselzu-ckend hinweggehen, wenn nicht dabei der Sinn für das wirklich Echte verloren ginge. Dazu behaupten die Hoteliers, die Gäste wollten das einfach so. Welchen Gästen wird das eigent-lich unterstellt? Oder könnte man die Jahrhunderte alte Baukultur Südtirols nicht auf Maß-stab, Volumen, Bauformen und Materialien so untersuchen, dass daraus Strukturen für eine zeitgemäße Baukunst hervorgingen die damit auch geschmacksbildend für die Gäste wirken könnten? Vorbilder gibt es dafür in Südtirol. Clemens Holzmeister führte mit dem heute leider nicht in der gleichen Qualität erweiterten Hotel „Adler“ in St. Ulrich vor, wie man ein Grandhotel in den Alpen entwirft und hat mit dem kürzlich hervorragend von Christoph Mayr-Fingerle res-taurierten Hotel „Drei Zinnen“ in Sexten geradezu eine Inkunabel der alpinen Hotelarchitektur geschaffen. Othmar Barth baute mit dem „Seehotel Ambach“ in Kaltern schon vor über drei-ßig Jahren ein zeitloses Hotel, das sich heute noch vorteilhaft von den Entgleisungen in der Umgebung absetzt. Matteo Thun hat mit dem „Vigiljoch Mountain Resort“ und mit der „Resi-denz Pergola“ in Algund Maßstäbe dafür gesetzt, wie man aus der gegebenen Situation Ho-telbauten entwickeln kann, welche die Charakteristika Südtiroler Baukultur aufs Beste fort-führen. Man muss einfach dafür nur erstklassige Architekten beauftragen!
Andreas Gottlieb Hempel (1510 Zeichen mit Zwischenräumen, nur Text)
