Mittwoch, 30.12.2009 | Zug-gereist

Zug-gereist

Wer in der vergangenen Woche mit der Bahn nach „Draußen“ musste, den traf es Zug um Zug. Achselzucken im Bahnhof Brixen. Fahrscheine über den Brenner? Verkaufen wir nicht. Wo man die bekommet? Wissen wir nicht. Ihr Abo? Gilt nicht im EC. Elektronische Tickets im Internet? Nur für Strecken in Deutschland, sonst Zustellung per Post, 8 Tage vorher buchen. Mit der italienischen Post? Kürzlich traf ein Brief von „Draußen“ schon nach 19 Tagen ein, bloß kein Zugticket mit der Post! Also ohne Fahrschein in den Zug. Ein schöner Zug. ÖBB. Kein Schienenplumpsklo mit ständig schlagenden Türen und beißendem Geruch. Sauberes Abteil mit Steckdosen für das Labtop. Zwei sehr freundliche Zugbegleiter. Die Blondine von der ÖBB und ein dunkellockiger italienischer Azubi sind zwar willig Fahrscheine auszustellen aber das Kartengerät spricht nur Österreichisch, was den Azubi hilflos dastehen ließe, wenn die freundliche Blondine nicht wäre. Kurz vor dem Brenner gelingt es aber, die Tickets sind gelöst. 9.80 € entfallen auf die Strecke Brenner-Brixen– früher mit Abo 1.14 €. Ansonsten alles paletti – kaum Fahrgeräusche, alles blitzblank, ein Speisewagen, weiß gedeckt mit Stoffservietten, schöne Gläser, der Preis für die 0.357 l Flasche Grünen Veltliner von Jamek genauso hoch wie früher die 0.25 l-Flasche des Billig-Orvieto im Pappbecher bei Tränitalia. Und im Bahnhof München muss man sich nicht mehr stellvertretend schämen für ganz Italien wegen des versifften Zuges zwischen all den strahlenden ICE’s. Auf der Rückfahrt klagt der ÖBB-Zugbegleiter, wie er und seine Kollegen von den Trenitalia-Kollegen in Verona schikaniert werden. Für unser ehrliches Mitgefühl erlässt er uns den Preis Brenner-Brixen. Ein kleiner Vorgeschmack trifft aber auch uns: Obwohl die Triebwagen der ÖBB auch nach Italien weiterfahren könnten, muss am Brenner die Lok gewechselt werden. Danach fällt Heizung und Licht aus. Im Wintermantel und Wollmütze erreichen wir Brixen als Kunde und König.

Andreas Gottlieb Hempel


 



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Andreas Gottlieb Hempel
Prof. Dipl.-Ing. Architekt & Publizist
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