Dolomiten
Baukultur Februar 2010
Buchgenuss
Selten kommt es heute vor, dass man ein so schönes Buch in der Hand hält. Eigentlich braucht man zwei Hände für den gewichtigen Band – am besten es liegt aufgeschlagen auf dem Tisch:
Historische Häuser im Engadin – Architektonische Interventionen von Hans-Jörg Rauch.
Der Hochglanzumschlag mit zwei ganzseitigen Fotos und guter Grafik (nur ein Schrifttypus – so geht es auch!) verhüllt den Hardcover-Einband mit eingeprägten Grundrissen der neun Engadiner Häuser, die der Schweizer Architekt Hans-Jörg Ruch im Laufe der Jahre saniert und vorsichtig für neue Wohnbedürfnisse ergänzt hat. Der Architekt und sein Zürcher Verlag Scheidegger & Spiess haben es an Schweizer Präzision, großer Sorgfalt und höchster Qualität bei diesem repräsentativen Band an nichts fehlen lassen. Gedruckt auf schwerem Papier, mit großzügiger grafischer Aufteilung der Texte, Erläuterungen, Glossar und Biografien sowie Fotos von Filippo Simonetti, bei denen das Herz von Ästheten und Architekturliebhabern höher schlägt. Die Planzeichnungen der Projekte hat Andy Ruch, der Sohn des Architekten, besorgt. Auf ausfaltbaren Doppelseiten sind Grundrisse und Schnitte so gedruckt, dass man sich mit ihnen und den Fotos im jeweiligen Haus gut orientieren kann. Aus Plänen und Fotos ergibt sich ein nachvollziehbares Raumgefüge in dem die neuen Bauteile durch rote Einzeichnung leicht erkennbar sind. Hans-Jörg Ruch beschreibt in dem Abschnitt Interventionen die Ausgangslage und Untersuchungen bei den vorgefundenen Gebäuden und stellt die Entwurfsüberlegungen seiner Eingriffe zusammen mit der Materialwahl vor. Die Kunst- und Architekturgeschichtlerin Ludmila Seifert-Uherkovich porträtiert den Typus und die Geschichte des historischen Engadiner Hauses und legt damit ein gutes Fundament beim Leser für das Verständnis der architektonischen Eingriffe. Und schließlich wurde nicht versäumt, alle Beteiligten bei den Umbauten der jeweiligen Häuser zu nennen. Ein beispielhaft gemachtes Architekturbuch!
Andreas Gottlieb Hempel