Dienstag, 16.11.2010 | Von außen betrachtet Schlägertrupp

Von außen betrachtet

Schlägertrupp

Südtirol ist ein Tourismusziel. Direkt oder indirekt basiert der Wohlstand dieses Landes auf dem Tourismus und es muss alles getan werden um seine Attraktivität zu erhalten. So wie in Hoyerswerda oder Milano-Gallaratese sollte es nicht werden – dann können die Gäste ja gleich zuhause bleiben. Das gilt übrigens nicht nur für die Zersiedelung der in Südtirol dafür nur infrage kommenden ca. 10% kultivierbarer Fläche, also für das Gebaute - insbesondere aber für die Kulturlandschaft und erst recht für die noch verbleibende Naturlandschaft. Diese wird ja in den höchsten Tönen reich bebildert in den Tourismusprospekten angepriesen. Dass man sich als Fotograf inzwischen schon sehr anstrengen muss um bisweilen noch die heile Welt ohne störende Hässlichkeiten ins Bild zu bekommen hat sich bereits herumgesprochen. Herumgesprochen hat sich auch, dass in diesen zögerlich beginnenden Frühlingstagen bei einer Wanderung durch das Frühlingstal am Mitterberg helle Begeisterung über die tausendfältige Pracht an Schneeglöckchen und blauen Leberblümchen ausbricht – vor allem wochentags, wenn nicht die Massen durchschieben. Wer allerdings in diesen Tagen die Runde durch das Frühlingstal und den Mazzonerweg wanderte, war einigermaßen entsetzt. Schlägertrupps der Forstverwaltung hatten massenhaft Bäume gefällt, die Stämme teilweise abtransportiert aber die abgeschlagenen Äste wild über den Waldboden des Naturschutzgebietes verteilt. Unter dem Chaos des toten Astgewirrs musste man die ersten Frühlingsblumen mühsam erahnen. Vor allem entlang des Mazzonerwegs hatten die Schläger so gewütet, dass fast kein Durchkommen war – einmal ganz abgesehen von der Hässlichkeit dieser forstamtlichen Waldbearbeitung. Da kann man einem lange erzählen „das wird schon wieder“ – jetzt, zur Blütezeit, sieht es fürchterlich aus. Übrigens ist das Frühlingstal kein Einzelfall – die brachialen Südtiroler Schlägertrupps schneiden im Vergleich mit anderen Forstgebieten schlecht ab. Was sollen denn die Touristen denken? Einmal ganz abgesehen von uns Einheimischen.

Andreas Gottlieb Hempel



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Andreas Gottlieb Hempel
Prof. Dipl.-Ing. Architekt & Publizist
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