Dienstag, 16.11.2010 | Von außen betrachtet bad vibrations

Von außen betrachtet

bad vibrations

Der Schilderstreit ist nur die Oberfläche. Darunter hat sich schlechte Stimmung ausgebreitet. Die provinzmiefigen Hobbynationalisten beider Seiten sind schuld. Wie alle Nordländer waren wir große Italienfans. Wir bewunderten die lockere Lebensweise freundlicher Menschen die bella figura machten, das tolle Design edler Gebrauchsprodukte und die mediterrane Küche. Wir lernten bereitwillig ein paar Brocken der schönen Sprache um in München beim Italiener mit unserer einstudierten italianità zu beeindrucken. Bis der Schilderstreit die Südtiroler Bergluft zu verpesten begann. Plötzlich sahen wir die Schattenseiten. Wir wunderten uns, dass die Italiener abseits der Wege in 10er-Formation die Wälder nach Pilzen durchkämmten ohne sich zu verirren. Vielleicht liegt das auch an den Wegmarkierungen aus gebrauchten Papiertaschentüchern durch die sie wieder zum Ausgangspunkt zurückfinden. Eine sprachliche Grundausstattung von bitte+danke im überwiegend deutschsprachigen Südtirol lässt wohl der linguistische IQ nicht zu. Die Grußformel unter Bergfreunden lautet nun: salve! Wir sprechen diesen latinisierten Faschistengruß betont wie Salbe aus. Dafür stehen sie in compagnia bei Schlechtwetter in der Altstadt im Weg herum, alle gleichzeitig redend oder telefonierend und sehen nur sich selbst. Den miserablen Bekleidungsstil der Nordländer haben sie übernommen und schlappen bei Hitze sandalig im Unterhemd durch die Kirchen. Wir wurden kritisch. Präpotenz wohin man blickt, siamo in Italia, der Müll der Ferienwohnungsbesitzer in unserem Kondominium stapelt sich in der Tiefgarage und neben den Papierkörben an der Straße, siamo a Napoli. Wir freuten uns auf ferragosto, da reisen sie wieder ab, hieß es. Aber die sind immer noch da. Sie warten wohl auf Pilze um sie in 10er-Reihen auszureißen. Wir freuen uns, wenn sie wieder weg sind. Dann werden wir ein paar Monate nur noch positiv an sie denken, wieder Italienfans werden, vielleicht. Denn zur Weihnachtszeit kommen sie, machen bella figura, die Frauen im Nerz oder diesen Steppdecken, die Männer wichtig am telefonino: Siamo qui a Brikkksen! Na, geht doch mit den Namen!

Andreas Gottlieb Hempel



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Andreas Gottlieb Hempel
Prof. Dipl.-Ing. Architekt & Publizist
Otto von Guggenberg Str. 46   I-39042 Brixen (BZ)   Italien
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