Dolomiten Baukultur Juni 2010
Bella figura
macht Südtirol. Genauer gesagt: kunst Meran und die Stiftung der Architektenkammer der Provinz Bozen mit der Initiative dieser besonderen Ausstellung und der Gestaltung durch Peter Ebner, Eva Herrmann und Markus Kuntschner. Sie haben neben einer internationalen Expertengruppe zur Auswahl der Projekte auch den Fotografen Hartmut Nägele und präzise Modellbauer ausgesucht.
Bella figura machen aber auch die fünf ausgewählten Projekte in Südtirol: Tetris Haus, Innichen, Arch. Plasma Studio; Pflegeheim Bruneck, Arch. Pedevilla; Domus Malles, Bozen, Arch. Boschetti & Francini; Wohnanlage Kaiserau, Bozen, Arch. Christoph Mayr Fingerle; Arbeiterhaus Verwaltung Graf Enzenberg, Siebeneich, Arch. Walter Angonese.
Bella figura machen schließlich Luigi Scolari, Architekt und Präsident der Stiftung Architektenkammer Bozen, der Mailänder Prof. Architekt Paolo Mazzoleni und der Bozner Architekt Wolfgang Piller mit ihren Textbeiträgen, die neben einer Einführung von Prof. Architekt Peter Ebner, München und anderen Texten das Herzstück der intellektuellen Auseinandersetzung mit dem Ausstellungsthema verfasst haben. Besonders beeindruckend die Ausführungen zur zwiespältigen Rolle der Architekten durch Prof. Ebener, die analysierenden Untersuchungen von Luigi Scolari zur besonderen Identität der raumplanerischen Entwicklung in Südtirol mit ihrer schwankenden Rolle zwischen italienischer Urbanität und deutschem Wohnideal im ländlichen Raum sowie der eingehend dargelegte Überblick zum Wohnungsbau der letzen 100 Jahre in Südtirol mit einem Plädoyer zu einer künftig besseren urbanen Mischung des Wohnens mit anderen städtischen Funktionen von Wolfgang Piller.
Der Ausstellungskatalog, im Birkhäuser Verlag erschienen, ist somit ein wichtiges Zeitdokument der Stadtplanung, Architektur, Kultur und soziologischer Entwicklung im Wohn Raum Alpen, den eigentlich jeder am Umbruch unserer Zeit interessierte Südtiroler gelesen haben sollte um das bauliche Geschehen in unserer Region besser zu verstehen.
Andreas Gottlieb Hempel