Dienstag, 16.11.2010 | Dolomiten Baukultur November 2010

Dolomiten Baukultur November 2010

Bauten im Lichtgewand

Seit Jahren ist nachhaltiges Bauen, die Verwendung alternativer Ressourcen wie Solarenergie in aller Munde. Runter vom Gas und Öl, hin zum Sonnenlicht! Aber was geschieht nun wirklich? Das alljährliche ENERGY-FORUM in Brixen informiert darüber - diesmal vom 1.-3. Dezember 2010.

Ignoranz
Kluge Köpfe und fortschrittliche Industrien haben sich längst der Solartechnik zugewandt. Schon lange ist diese einstige Zukunftstechnologie Gegenwart – hunderttausende von neuen Arbeitsplätzen sind dafür in den Industrieländern entstanden und entstehen rasant weiter. Aber auch China produziert mit westlicher Technik bereits hochwertige Solar- und Photovoltaikelemente. Die Preise dafür wurden im vergangenen Jahr fast um die Hälfte geringer. Hausbesitzer, die ihren eigenen Solarstrom produzieren, können den Überschuss ins öffentliche Netz einspeisen und werden dafür überdurchschnittlich gut mit staatlicher Förderung bezahlt. Dennoch – erst kürzlich hat ein früherer Präsident des Bundes Deutscher Architekten großspurig getönt, dass ihn all der Nachhaltigkeitskram nicht interessiere und er weiter so bauen werde wie eh und je. Er hat als Meinungsführer der Architekten ebenso wie viele seiner Kollegen nichts verstanden. Etwa dass der Europäische Rat vor einem Jahr die Gebäuderichtlinien geändert hat: bis 2020 müssen alle neuen Bauten in der EU Null-Energiehäuser („nearly-zero“) sein. Bis Mitte 2011 sollen die Regierungen dafür Förderprogramme ausarbeiten und ab 2018 müssen alle öffentlichen Bauten „nearly-zero“ sein. Kann man das ignorieren?

Machtkämpfe
In Deutschland hat sich die Zahl der Solaranlagen in den letzten zwei Jahren verdoppelt. Zwar wachsen die Gewinne der Strom-Multis immer noch und sie sitzen auf dicken Finanzpolstern, die nicht an die Verbraucher weitergegeben werden. Aber die Börsennotierungen fallen weil die Einkaufspreise für Strom durch das steigende Angebot der Solarkonkurrenz sinken. Über „gekaufte“ Gutachten von Wirtschaftsinstituten verbreiten die konventionellen Stromerzeuger jetzt nach Berichten der TV-Sendung Monitor Horrormeldungen über kommende Strompreiserhöhungen, die angeblich durch Fördermaßnahmen für die Solartechnik entstünden und stellen die neue technische Entwicklung als Sackgasse hin. Dahinter stehen massive Interessen der Kohle- Öl- und Atomindustrie, die ihrerseits jahrzehntelang mit Steuergeldern gefördert wurde. Pikant ist zudem, dass diese „Gutachten“ von der amerikanischen Öllobby mitfinanziert wurden, die sich vehement gegen die Förderung alternativer Energien durch Präsident Obama stellt.

Eine neue Baukultur entsteht
Es ist absehbar, dass die fossilen Energiequellen in kurzer Zeit erschöpft sein werden. Immer mehr müssen wir uns auf Regelkreisläufe besinnen, bei denen nicht mehr verbraucht wird als erzeugt werden kann. Nur regenerative Energien werden in Zukunft den Bedarf decken können. Das bedeutet neben Sparmaßnahmen intensive Forschung und Entwicklung alternativer Ressourcen vor allem bei Gebäuden und deren Unterhalt – dort wird über die Hälfte aller benötigten Energien verbraucht. Bauen ist aber nur zum Teil ein Wirtschaftsfaktor. Bauen bedeutet auch Identität und Kultur. Mit neuer Technologie, neuen Materialien, neuer Energieverwendung wird sich auch das Erscheinungsbild von Häusern, Siedlungen, Dörfern und Städten verändern. Von dem notwendigen Umbau des Bestandes werden auch die historischen Bauten betroffen sein um kommenden Ansprüchen im Nutzungskomfort zu entsprechen. Unsere Wahrnehmung und Beurteilung von Architektur wird sich verändern.

Information über neue Entwicklungen
Zahlreiche Architekten und Ingenieure haben in den letzten Jahrzehnten Gebäude für die neuen Anforderungen entworfen. Viele dieser Bauten mit Doppelverglasung, computergesteuertem Sonnenschutz, Belüftung usw. waren kompliziert und teuer in Investition und Unterhalt. Erst die Entwicklung neuer Gebäudehüllen, von Fassaden, die Strom erzeugen, als integraler Teil der Konstruktion das Gebäude auf kürzestem Weg mit Energie versorgen und dabei noch Überschüsse in das allgemeine Stromnetz einleiten ist ein entscheidender weiterer Schritt nach vorn – sowohl ökonomisch als auch ästhetisch. Inzwischen wurden mit Photovoltaikfassaden zahlreiche Erfahrungen gemacht über die sich jeder Planer informieren sollte.

Das ENERGY-FORUM 2010
Nach vier Konferenzen zu alternativen Energien beim Bauen bietet das Energy-Forum heuer den informativen Einstieg in die Entwicklung von Photovoltaikfassaden. Ein Komitee von acht Wissenschaftlern, die auf diesem Gebiet forschen, hat ein umfangreiches Programm mit namhaften internationalen Referenten vorbereitet, das über zwei Tage im Forum Brixen am 2. und 3. Dezember 2010 angeboten wird. Es wird am Tag zuvor ergänzt durch einen ganztägigen Workshop, in dem Erfahrungen zur gestalterischen, konstruktiven und kostenmäßigen Einfügung von Photovoltaikfassaden in die Konstruktion eines Gebäudes ausgetauscht werden können. Anmeldung und alles weitere dazu unter www.energy-forum.com

Andreas Gottlieb Hempel



:: Home :: Impressum :: Sitemap

15.01.2020
Häuser des Jahres

15.01.2020
Die Bozner Freiheitsstraße

Andreas Gottlieb Hempel
Prof. Dipl.-Ing. Architekt & Publizist
Otto von Guggenberg Str. 46   I-39042 Brixen (BZ)   Italien
Tel Studio 0039-0472-836317   mobil 0039-349-7969334
privat 0039-0472-679076   e-mail info@agh.bz
Seite drucken Webseite zu den Favoriten hinzufügen