Dolomiten Kulturseite
Rivedere Barth Wiedersehen – Ausstellung der Architekturstiftung im Astra Kino Brixen
Hommage an einen Nestor der Moderne
OTHMAR BARTH – Eine Ausstellung der Architekturstiftung in Brixen
RIVEDERE BARTH WIEDERSEHEN – so nennt sich eine Ausstellung, die von der Architekturstiftung im Astra Kino Brixen noch bis zum 30. November zu sehen ist.
Sie umfasst Modelle und professionelle Fotografien der Bauten von Architekt Othmar Barth und einen sehr einfühlsamen Film, den Helga von Aufschnaiter über ihn konzipiert hat.
Die architektonische Moderne hat erst spät Eingang in Südtirol gefunden. Der auf den Bauhausgedanken der 1920er Jahre basierende italienische razionalismo wurde von den Südtirolern als die Architektur der Besatzer empfunden und abgelehnt. In der Zwischenkriegszeit war deutschsprachigen Südtiroler Architekten die Arbeit untersagt und nur wenige, wie Clemens Holzmeister und Lois Welzenbacher, haben sehr Weniges bauen können. Nach dem Zweiten Weltkrieg verschanzte sich das Südtiroler Architekturempfinden hinter dem Bauernhaus. Die Kitscharchitekturen mancher Hotels basieren auf falsch übernommenen Dekorationen aus diesem Reservoir. Nur wenige Architekten jener Jahre konnten eine Moderne umsetzen, die aber fast überall auf wenig Gegenliebe stieß. Othmar Barth war der Nestor unter ihnen. Mit der seiner Cusanus Akademie wurde er über die Grenzen hinaus bekannt, sein Hotel in Ambach am Kalterersee wurde zum klassischen Gegenentwurf der Lederhosenarchitektur für Touristen und die Schule für die Steyler Schwestern zeigte, wie man solch ein Volumen einfühlsam in die Berglandschaft einfügen konnte. Als Professor für Entwerfen in Innsbruck hat er eine ganze Generation junger Architekten geprägt. Vor allem mit seinem Grundsatz, dass gute Architektur aus dem genius loci, dem Ort des Baues und seiner Umgebung entstehen müsse. Seine Stadt Brixen hat er geliebt und ihre Wandlung in dem Buch „Brixen – drunter & drüber“ analysierend festgehalten – oft sehr kritisch und besorgt ob manch planloser Wucherungen. Zum Glück hat er den unsensiblen Umbau der Steyler Schwesternschule für Duscholux nicht mehr erleben müssen – nie hätte er sich mit der Freistellung des Gebäudes – nun weithin sichtbar – abgefunden. Dennoch: ohne ihn wäre die Südtiroler moderne Architektur nicht das, was sie heute in ihren besten Beispielen darstellt.
(2.162 ZmZw)
Andreas Gottlieb Hempel