Freitag, 28.11.2014 | Schlosswiese Bruneck – Baukultur?

PARKHAUS: Wieder einmal soll eine Landschaftsidylle Autos weichen.

Dolomiten Kulturseite

Der Südtiroler Bauernbund hat es bereits begriffen: So kann es mit der Zerstörung und Zersiedelung unserer Kulturlandschaft nicht weiter gehen. Bis zur Stadtverwaltung von Bruneck ist diese Erkenntnis offenbar noch nicht vorgedrungen: Der Gemeinderat hat sich im Herbst vorigen Jahres für eine Tiefgarage unter der Schlosswiese entschieden. Sie wird zu schwerwiegenden Eingriffen in eine noch intakte Landschaftsidylle direkt am Brunecker Stadtrand, südlich des Schlosses führen. Die Baumkulisse (auf der rechten Seite im Bild) wird fallen müssen. Die Wiese selber wird großflächig mit Lüftungsgittern für das sechsgeschossige unterirdische Bauwerk überzogen und eine breite Zufahrt wird den jetzigen Wanderweg ersetzen.

Die Schlosswiese ist eigentlich der einzige unzerstörte Landschaftsraum um Bruneck, der noch nicht von chaotisch wirkenden Gewerbegebieten oder dem Einheitsbrei moderner Wohnsiedlungen überzogen wurde. Durch solche vorstädtischen Allerweltsbauten muss man sich sonst von Osten, Norden und Westen zur schönen Altstadt von Bruneck durchkämpfen. Zwischenstadt ist wohl der richtige Ausdruck für dieses uninteressante Einerlei, das weder Stadt noch Land ist, schon gar nicht mehr Landschaft. Die einzig verbliebene noch intakte Stadtrandlandschaft ist die Schlosswiese, an der künftig die Zufahrt von der Südspange erfolgen soll. Von keiner Seite wird der erste Eindruck von Bruneck so eindrucksvoll, ja geradezu idyllisch empfunden werden, wie entlang der Schlosswiese – vorausgesetzt, sie bleibt erhalten wie sie ist.

Natürlich muss der von der Südspange einfahrende Verkehr vor der Altstadt mit Parkmöglichkeiten abgefangen werden. Dazu gibt es aber auch Alternativen um die Schlosswiese unberührt zu erhalten – beispielsweise im Fels des Kühbergls neben der Schlosskurve. Dabei fände keine Landschaftszerstörung statt. Hinter der jetzigen Wahl des Standortes kann man massive wirtschaftliche Interessen vermuten. Bauwirtschaft gegen Baukultur. Und nach uns die Sintflut. Diese Art der Landschaftszerstörung ist ein Trauerspiel für eine Region mit tausendjähriger hochkultivierter Bautradition und einem Tourismus, der gewiss nicht wegen Tiefgaragen zu uns kommt sondern wegen einer Kulturlandschaft, deren Überreste man bald suchen muss, wenn weiter so gewirtschaftet wird.

Der Landesbeirat für Baukultur und Landschaft kritisiert übrigens das Projekt und empfiehlt den Standort zu überdenken. Ob das etwas nützt?
(2.528 ZmZw)

Andreas Gottlieb Hempel



:: Home :: Impressum :: Sitemap

15.01.2020
Häuser des Jahres

15.01.2020
Die Bozner Freiheitsstraße

Andreas Gottlieb Hempel
Prof. Dipl.-Ing. Architekt & Publizist
Otto von Guggenberg Str. 46   I-39042 Brixen (BZ)   Italien
Tel Studio 0039-0472-836317   mobil 0039-349-7969334
privat 0039-0472-679076   e-mail info@agh.bz
Seite drucken Webseite zu den Favoriten hinzufügen